The Legend of Zelda-Film: Wünsche, Erwartungen und Ängste hinsichtlich des kommenden Blockbusters Kommentar
Geschrieben von Kerstin Steiner am 26.12.2023
„Puh…“, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schwirrte, als der The Legend of Zelda-Film (den ich im folgenden aufgrund der Einfachheit mit „Zelda-Film“ abkürzen werde) angekündigt wurde. Das ist nämlich die gängige Reaktion seit Jahren, wenn Videospiele in ein Film- oder Serienformat umgewandelt werden sollen und wir alle wissen, dass eine eben solche Reaktion auch die einzig richtige ist. Denn die Vergangenheit hat mit Filmen wie Far Cry deutlich gezeigt, dass keine Adaption nur ansatzweise an das Original heran kommt bzw. dem Umfang eines komplexen Videospiels gerecht wird. Hinzu kommt noch, dass gerade beliebte Franchises mit unglaublich vielen Emotionen verbunden sind, sodass eine Adaption eigentlich nur nach hinten losgehen kann.
Allerdings war 2023 das Jahr, das uns Videospiel-Fans Hoffnungen gemacht hat. Hoffnungen auf eine vernünftige Umsetzung, auf Filme, die vielleicht den Videospielen nicht unbedingt zu einhundert Prozent gerecht werden, aber zeigen, dass es mit den richtigen Menschen hinter und vor der Kamera durchaus funktionieren kann, ein Game gebührend für die Flimmerkiste umzusetzen.
Den Anfang machte die HBO-Serie „The Last of Us“, in denen Pedro Pascal und Bella Ramsey die Geschichte von Joel und Ellie auf die Leinwand beförderten. Dadurch, dass auch das Entwicklungsstudio Naughty Dog mit an der Produktion beteiligt war, war die Hoffnung auf eine gute Umsetzung schon vorher groß gewesen, doch die Vergangenheit wollte das Fanherz noch keine Freudentänze aufführen lassen. Die erste Staffel erschien und eroberte nicht nur die Herzen der Fans der Videospiele im Sturme, sondern eröffnete auch für Nicht-Videospiel-Fans eine neue Welt, in die sie eintauchen konnten. Die Serie zeigte außerdem, dass Videospiele schon sehr lange keine stumpfen Ballerspiele mehr sind, sondern wundervolle, herzzerreißende und menschliche Geschichten erzählen können, die in Mark und Bein übergehen. Zwar konnte die Serie nicht jeden Fan abholen, allerdings war nun deutlich geworden, dass Videospieladaptionen doch richtig, richtig gut sein können.
Einen weiteren Meilenstein erreichte dann der Super Mario Bros. Film, der im April 2023 in die Kinos kam. Schon im Vorhinein gab es viele Zweifel und Bedenken rund um den Film, denn vorige Produktionen rund um das Mario-Franchise hätte man vielleicht lieber gar nicht erst veröffentlichen sollen. Doch der Animationsfilm, der von Illumination und Nintendo produziert wurde, eroberte die Fans ebenfalls im Sturm und auch wenn man hier, wie in den Spielen auch, keine tiefgehende Geschichte erwarten darf, ist der Film dennoch ein Freudenfeuer für alle Nintendo-Fans. Der Film war sogar so erfolgreich, dass er sich dicht hinter die gelben Minions als zweitbester Animationsfilm aller Zeiten einreiht.
Kommen wir also zurück zum Zelda-Film, der schon mal unter einem besseren Stern steht als noch vor ein paar Jahren. Denn mittlerweile wissen wir, dass man eine Adaption auch entsprechend gut umsetzen kann und dennoch überwiegt die Skepsis. Denn während man in den positiven Beispielen bei der ursprünglichen Quelle geblieben ist und Animation mit Animation und real aussehende Charaktere mit Live-Action umgesetzt hat, soll nun aus Animation ein Live-Action-Film entstehen.
Regisseur Wes Ball ist für die Adaption der Maze Runner-Bücher bekannt geworden und die wurde bei vielen Fans der Bücher-Serie mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Das liegt zum größten Teil auch einfach an dem Materialumfang und der ewigen Debatte, dass die Bücher nun mal immer besser sind als die Serie oder der Film. Daher ist es im Vorhinein schwierig zu beurteilen, ob ein Zelda-Film nun besser wird, wo die Vorlagen noch größer, noch tiefgehender und noch umfangreicher sind als bei einer Buch-Serie. Ein Hoffnungsschimmer ist hier Shigeru Miyamoto, der auch schon am Super Mario Bros. Film mit am Werk und vielleicht ausschlaggebend für den Erfolg des Films war. Trotzdem bleiben viele Fragen offen und über die meisten können wir zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren.
Zunächst ist es eine Frage des Castings und es war schon bei „The Last of Us“ Futter für große Diskussionen. Viele konnten die ausgewählten Schauspielerin und Schauspieler nicht in den Rollen von Joel und Ellie sehen und hatten andere Vorstellungen. Das gleiche wird uns auch beim Zelda-Film passieren. Beschränkt man sich hier auf weiße, bekannte Hollywood-Größen, was meiner Meinung nach ein deutlicher Fehler wäre, oder nimmt man doch lieber einen japanischen Cast, der in der westlichen Welt wieder auf viel Kritik stößt? Oder geht man den Weg des so genannten Color-blind-Castings wie bei der Bridgerton-Serie, wo man absichtlich auf Unterscheidungen bei Hautfarbe und Ethnie verzichtet?
Egal für was sich die Menschen hinter dem Zelda-Film entscheiden, es wird diskutiert werden und es wird – wie in vielen ähnlichen Produktionen zuvor – wieder rassistische und diskriminierende Debatten geben, die letztendlich nichts mit der Qualität der Produktion zu tun haben. Wir erinnern uns an die Diskussion, dass Bella Ramsey „nicht schön genug sei“, um Ellie zu verkörpern. Letztendlich konnte die schauspielende Person jedoch durchweg die Kritikerinnen und Kritiker von ihrem Talent überzeugen.
Hinzu kommt das Thema, dass unser Lieblingsprotagonist, Link, in keinem zuvor veröffentlichten Zelda-Spiel spricht. Während das in einem Spiel durchaus umsetzbar ist, wird es schwierig, einen schweigsamen Helden im Medium Film umzusetzen. Es sei denn, die Geschichte wird im Film aus einer anderen Perspektive erzählt und Link wird weiterhin als stummer Charakter porträtiert. Allerdings wäre es interessant zu erfahren, ob Nintendo nun mit der Tradition bricht, Link endlich zu Wort kommen lässt und das auch in weiteren Spielen dann entsprechend so handhaben wird. Dann würde allerdings der relativ neutrale Charakter, mit dem man sich als Spielerin oder Spieler identifiziert, wegfallen. Oder fällt Link dann in Zukunft generell als Protagonist weg? Das eröffnet die nächste Frage, denn worum soll es in dem Film überhaupt gehen?
Die Welt von Hyrule und die Geschichten rund um Prinzessin Zelda bieten jede Menge Stoff, um eine ansprechende Story auf der Leinwand zu erzählen. Doch ein Film hat nur eine begrenzte Erzählzeit, weswegen ein Geschichtsstrang, der in einem der vielen Spiele bereits thematisiert wurde, unpassend wäre. Erzählt man also eine komplett neue Geschichte oder greift man einen Erzählstrang auf, um ihm mehr Tiefgang zu verleihen weil er im Spiel nie behandelt wurde? Entscheidet man sich vielleicht doch für eine Trilogie und zieht die Geschichte größer auf, sodass man am Ende ein Meisterwerk wie „Der Herr der Ringe“ zum anschauen hat? Oder macht man es wie im Super Mario Bros. Film und gibt den Fans einfach ein großes Freudenfeuer der Gefühle und zelebriert, dass das Zelda-Franchise schon über 35 Jahre auf dem Buckel hat?
Technisch gesehen ist jede Welt, die auch in den Zelda-Spielen vorkommt, mittlerweile durch Visual Effects darstellbar. Die Serie „The Mandalorian“ hat gezeigt, dass ein Virtual-Production-Set und die Zusammenarbeit mit der Unreal Engine von Epic Games neue Dimensionen des Filmens eröffnet, sodass man auch nicht mehr um die Welt reisen muss, um entsprechende Film-Locations zu suchen. Alles kann mittlerweile im Studio produziert werden und Dinge, die nicht existieren, was beim Zelda-Film so einiges wäre, werden eben in der Post-Production am PC erstellt. Dahingehend ist der Zeitpunkt für einen qualitativ hochwertigen Film perfekt und man kann sich auf großartige Settings freuen, die man zuvor nur auf der Konsole besucht hat.
Was die Musik angeht, bietet das Zelda-Universum wundervolle Melodien, die einen Film atmosphärisch unterlegen können. Die Musik geht zwar oft unter, jedoch wissen wir von Produktionen wie „Game of Thrones“ oder „Star Wars“ wie wichtig Filmmusik ist und nicht umsonst sind Namen wie Hans Zimmer, John Williams und Ramin Djawadi keine Unbekannten mehr.
Persönlich würde ich mir wünschen, dass vor allem die Atmosphäre der Spiele eingefangen wird. Das kann schon allein durch das Setting, durch die Musik und die Kostüme gelingen. Zudem hallt noch der Wunsch Wes Balls nach einem Film im Miyazaki-Stil nach, den er vor kurzem in einem Interview geäußert hat. Wenn man sich die Filme von Studio Ghibli anschaut, muss man sich vor allem mit dem ersten Ghibli-Film auseinandersetzen. Wenn man „Das Schloss im Himmel“ , das aus Steampunk- und futuristischen Elementen besteht, ansieht, fallen einem erst beim zweiten Blick Parallelen zu „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ auf. Das liegt unter anderem am so genannten „Laputa-Effekt“, der nach dem Ghibli-Film in Japan eintrat und dafür sorgte, dass jede Menge Anime und Manga im ähnlichen Stil veröffentlicht wurden. Auch im Zelda-Titel von 2017 sind ähnliche Elemente wie das mittelalterliche Setting und roboterartige Wächter verbaut. Demnach ist Wes Balls Idee gar nicht so weit hergeholt, allerdings ist es fraglich, ob man die Ästhetik von Ghibli auch als Live-Action-Film einfangen kann.
Elemente aus „Das Schloss im Himmel“ finden sich auch in Zelda: Breath of the Wild wieder
© Studio Ghibli
Was die Darstellerinnen und Darsteller angeht, bin ich sehr offen und würde vor allem unbekannte Gesichter sehr zu schätzen wissen. Gerade bei Größen wie Matt Smith, der aktuell Daemon Targaryen in „House of the Dragon“ verkörpert und schon vorher durch „Doctor Who“ und „The Crown“ gebrandmarkt ist, ist es schwierig, ihn einzig als den Charakter aus der HBO-Serie zu betrachten. Ich hoffe einfach, dass die Macher des Zelda-Films hier genau so mutig sind wie zum Beispiel bei der diversen Besetzung der Herr der Ringe-Serie.
Am spannendsten bleibt für mich aber die Geschichte, die im Film erzählt werden soll. Bei so vielen Figuren und Charakteren, die das Franchise hervorgebracht hat, wäre es natürlich schön, Ausflüge nach Goronia, in das Gerudo-Tal oder in die verschiedenen kleinen Orte Hyrules zu unternehmen, allerdings bin ich mir sicher, dass es den Rahmen eines Filmes deutlich sprengen würde. Und wenn man doch alles unterkriegen will, dann kann das wohl nur halbherzig geschehen. Hier hoffe ich sehr, dass man sich nicht in zu viel CGI verliert, sondern den Fokus auf die Geschichte legt. Denn die ist auch das, was die Zelda-Spiele immer wieder besonders machen. Man möchte mitfühlen, denn nur dadurch wachsen die Charaktere einem so sehr ans Herzen, wie Link, Zelda und sogar Ganon es geschafft haben.
Welche Wünsche habt ihr an den kommenden Zelda-Film? Habt ihr schon eine perfekte Besetzung im Kopf?