Ein einführender Rückblickauf die klassische Persona Trilogie (+Extra)

Vank84man hat vor einigen Tagen eine schöne Übersicht für Neulinge über die neueren Ableger der Persona Reihe verfasst. Persona 1&2 wurden in diesem ansonsten guten Artikel aber leider nicht näher behandelt, nun kein Problem denn genau das möchte ich jetzt in Angriff nehmen. Hierbei werde ich zuerst etwas Konetxt für die Entstehung der Persona Reihe und des Megami Tensei Franchises, zu welchem die Reihe gehört, um deutlicher zu machen wo der Ursprung dieser Spielereihe liegt. Danach werde ich einmal die wichtigen allgemeinen Unterschiede zwischen klassischem und modernem Persona beleuchten. Anschließend werde ich nocheinmal jedes Spiel einzeln betrachten und versuchen herauszustellen was dieses Spiel im speziellen besonders macht. Ebenfalls werde ich einen Überblick über verschiedene Versionen dieser Spiele bieten und euch erzählen welche davon ich am ehesten empfehlen würde. All dies mit dem übergeordneten Ziel euch Lesern hoffentlich näher zu bringen, das die klassischen Persona Spiele zum einen ein gänzlich eigens Erlebnis bieten, wlche daher keinesfalls als veraltete Vorreiter späterer Persona Ableger betrachtet werden sollten, und zum anderen euch eine Möglichkeit zu bieten festzustellen ob diese Spiele etwas für euch sein könnten.


Kontextuelle Einordnung der Persona Reihe


Die Geschichte des Megami Tensei Franchises beginnt mit der japanischen Roman-Reihe Digital Devi Story von Aya Nishitani. Der Mix aus Schock-Horror, Urban Fantasy, Okkultismus und Mythologie welcher die Romane boten brachte diesen genügend Fans ein, um zwei Videospieladaptionen zu rechtfertigen. Von diesen Beiden ist für uns nur eine relevant und zwar Digital Devil Story: Megami Tensei, welches 1987 für das Famicom erschien und von Atlus entwickelt und von Namco publiziert wurde. 1990 erschien ein Nachfolger namen Digital Devil Story: Megami Tensei II ebenfalls für das Famicom, mit dem sich Atlus stärker von der Romanvorlage abhebte und im Grunde ihre eigen Interpretation der Grundideen der Romane ablieferte. Die positive Reaktion auf dieses Spiel brachte Atlus dann dazu die Reihe unter dem Namen Shin Megami Tensei zu rebooten, als eine neue Reihe, die zwar inspiriert von Aya Nishitanis Romanen ist, aber klar in erster Linie eine Atlusproduktion darstellt, welche keinerlei Handlungsbezug zu den Romanen mehr besitzt. Shin Megami Tensei erschien 1992 nur in Japan für das Super Famicom und auf seinem Erfolg baute Atlus sich als eigenständiger Publisher auf und das Megami Tensei Franchise begann sich in allerlei Richtungen auszuweiten. Es entstanden zahlreiche Spin-Offs, die zwar alle die Kernideen von Megami Tensei insich tragen, aber diese alle auf ihre ganz eigen Art umgesetzt haben. Wichtig für uns ist hier das 1994 in Japan für das Super Famicom erschienene Shin Megami Tensei if... (und ja die drei Punkte sind tatsächlich ein fester Teil vom Namen des Spiels). Shin Megami Tensei if... setzte sich von anderen SMT Spielen heraus, indem sich vom Post-Apokalyptischen Setting abwand und stattdessen als sein Setting eine geöhnliche japanische Schule nahm, die mitsamt den darin befindlichen Schülern in die Dämonenwelt transportiert wurde. Atlus wollte einige der in if... eingeführten Ideen weiter erkunden und so entstand dann schließlich ein Sequel namens Megami Ibunroku Persona, welches 1996 für die erste Playstation erschien (und diesmal sogar nicht nur in Japan). Persona 1, wie es heute eher genannt wird, war in Japan ein verhältnismäßig großer Erfolg für Atlus und wurde somit zum Beginn einer neuen Spielereihe innerhalb des Megami Tensei Franchises. Eine Reihe die bis heute andauert und dabei einen kompletten Wechsel seiner wichtigsten Entwickler, mehrere Lokalisationsschwierigkeiten und finanzielle Notzeiten bei Atlus überstanden hat.


Allgemeine Unterschiede zwischen klassischem und modernem Persona


Das wohl wichtigste zuerst: Klassische Persona Spiele haben nichts von den Social-Sim Aspekten späterer Teile. Hier haben wir es noch mit ganz klar mit Spielen zu tun, welche durch und durch Dungeoncrawler sind. Das bedeutet auch es wird in all diesen Spielen viel gekämpft und man verbringt wesentlich mehr Zeit mit dem Erkunden von Dungeons als in den späteren Teilen. Zufallsgenerierte Dungeons gibt es in klassischem Persona auch keine, hier wurden noch jeder Dungeon von Hand designt.

Personas ansich funktionieren auch deutlich anders als in Teil 3-5. In späteren Persona Teilen hat ja jeder Charakter seine festgelegte Persona und nur der Protagonist kann frei seine Personas wechseln. Nun in den älteren Teilen können alle Figuren unterschiedliche Personas ausrüsten, haben aber unterschiedlich hohe oder eben niedrige Kompabilität mit den verschiedenen Arten von Personas. Auch haben Charaktere und Personas jeweils seperate Charakterwerte. Wobei die Charakterwerte eines Charakters durch die Werte seiner ausgerüsteten Persona angepasst werden.

Ein weiterer wichtiger Unterschied findet sich im in den Spielen präsentierten Weltbild. Während in neueren Personas die spielbaren Charaktere durch ihre Fähigkeit Personas nutzen zu können zu etwas Besonderem werden, so sind dagegen in den älteren Teilen Persona-Nutzer um einiges häufiger, sowohl bei Bossen als auch bei NPCs und es kommt nie das Gefühl auf das die Hauptfiguren etwas besonderes sind, nur weil sie Personas benutzen können (viel eher wird impliziert, dass theoretisch jeder Mensch das Nutzen von Personas erlernen könnte). Ein gutes Beispiel hierfür wäre Persona 2: Innocent Sin, indem ein Großteil der Bosse schlichtweg andere Persona-Nutzer sind.

Ein wichtiger allgemeiner Unterschied zwischen klassischem und modernem Persona besteht noch, denn ich nicht unerwähnt lassen möchte. Persona 3,4&5 sind alle drei von einander klar losgelöste Geschichten, jede mit eigenen Regeln und Charakteren. Es tauchen in der Regel auch keine Figuren aus einem Vorgänger wieder auf. Dies ist bei Persona 1&2 so nicht der Fall. Alle klassischen Persona Spiele machen sehr deutlich das sie im selben Setting spielen und verbinden ihre Geschichten stark miteinander. Dies soll nicht heißen, das diese Spiele alle eine fortlaufende Handlung erzählen, die sich über mehrere Spiele erstreckt, denn im Endeffekt erzählt jedes der klassischen Personas seine eigene in sich geschlossene Geschichte, welche auch ohne Vorwissen verstanden werden kann. Es ist aber durchaus der Fall das sich die Spiele Charaktere teilen, immer mal wieder auf vorherige Spiele bezug genommen wird und sich das Charakterwachstum mancher Charaktere über mehr als ein Spiel erstreckt. Vorwissen ist also bei keinem dieser Spiele nötig, aber zusätzlichen Kontext aus den anderen Spielen zu haben verstärkt bei jedem dieser Spiele nochmal das Erlebniss.



Shin Megami Tensei if...


Es mag jetzt etwas seltsam anmuten mit SMT if... anzufangen, da es vom Namen her ja eigentlich kein Persona Spiel ist, aber ich finde es gerechtfertigt, da Persona sich klar auf der Grundlage dieses Spieles aufgebaut hat und ich sehe das erste Persona auch als ein Sequel zu if..., aufgrund eines geteilten Settings und der Tatsache das Tamaki (die kanonische Protagonistin des Spiels) als NPC in Persona 1 und 2 auftaucht.

Jedenfalls spielt sich SMT if... trotz mehrer Ideen, welche die Grundlage für Persona bilden sollten, in erster Linie wie die anderen SMT Spiele auf dem SNES. Es ist bewusst fieser Dungeoncrawler, bei dem Handlung eher in den Hintergrund rückt und fast die gesamte Spielzeit aus dem Erkunden von Dungeons und aus Zufallskämpfen besteht. Zudem besteht die Gruppe des Spielers nicht aus einer Ansammlung von menschlichen Charakteren mit Persönlichkeiten, sondern wird zum Großteil mit austauschbaren Dämonen gefüllt und nur ein weiterer Mensch begleitet den Protagonisten (dessen Geschlecht der Spieler selbst bestimmen kann).

SMT if... gehört innerhalb seines Genre nicht zu den schwersten Vertretern, aber leicht ist es keinesfalls und die Dungeons im Spiel sind teilweise sehr komplex und lang, aber mit einer Ausnahme ziemlich gut designt. Abeheben tut sich if... durch sowohl durch sein Setting von einer Schule die in die Dämonenwelt transportiert wurde, weswegen es nun am Spieler liegt sich durch Dungeons zu kämpfen und Weg zurück in die Menschenwelt zu finden, als auch durch seine Struktur, denn das Spiel spielt stets in Ego-Perspektive selbst in der Schule, die wie ein Hub fungiert, durch welches man die verschiedenen Dungeons erreichen kann. Natürlich sticht es auch durch die Wächter heraus, dass sind besondere Dämonen die als eine Schutzengel für die menschlichen Charaktere fungieren, ihre Werte verändern und ihnen Zauber beibringen können. Wächter sind somit die klaren Vorgänger der Personas. Außerdem bietet SMT if... mehrere Storypfade jenachdem mit welchem von 4 möglichen Charakteren der Spieler sich zusammenschließt. Einer dieser 4 stellt im Übrigen einen geheimen Charakter dar, dessen Storypfad sich erst nach einmaligen durchspielen freischalten lässt und sich am meisten von allen anderen Pfaden unterscheidet (er bietet sogar komplett andere Dungeons) und insgesamt etwas schwerer ist als die anderen Pfade.


Von Shin Megami Tensei if... gibt es zwei Versionen. Zum einen die originale SNES Fassung und ein Remake für die erste Playstation. Die Playstation version sieht besser aus und spielt sich insgesamt flotter und komfortabler, dank einem besseren Interface, aber es gibt zur Zeit keine Übersetzung dieser Version. Wer also japanisch kann, dem würde ich zur PSX Fassung raten, für alle anderen ist das SNES Original besser geeignet, da es hierfür eine englische Fanübersetzung gibt.


  • Shin Megami Tensei if... eigenet sich wenn:
    • man spaß an fordernden Gameplay fokusierten Dungeoncrawlern hat
    • einem Dungeondesign sehr wichtig in einem RPG ist
    • man Gefallen an SNES RPGs mit düsterer Atmosphäre und einigen interessanten neuen, wenn auch noch recht klobig umgesetzten, Ideen findet
    • man einfach generell Fan der älteren SMT Spiele ist
    • es einem sehr wichtig ist den Ursprung der Persona-Reihe zu erleben
  • eignet sich nicht wenn:
    • viele Zufallskämpfe einen sehr stören
    • man bei RPGs in aller erster Linie wert auf die Geschichte legt und Gameplay eher sekundär ist
    • einen der Gedanke ans Erkunden von langen komplexen Dungeons eher kalt lässt



Megami Ibunroku Persona: Be Your True Mind


Das erste Persona stellt einen interessanten Mittelpunkt zwischen Shin Megami Tensei und nachfolgenden Persona Spielen dar. Auf der einen Seite gibt es noch einige Elemente die klare Überbleibsel aus SMT und insbesondere aus if... sind. Wie in SMT werden Dungeons aus der Ego-Perspektive erkundet, gespeichert werden kann nur an Speicherpunkten (die in der originalen PSX Fassung noch recht sparsam verteilt sind), Charaktere können noch wie in SMT seperat Nahkampf- und Schusswaffen ausrüsten und wie in if... muss der Spieler eine Wahl zwischen den verfügbaren Gruppenmitgliedern treffen, denn alle können nicht mitgenommen werden. Zudem gibt es ebenfalls wie in if... einen geheimen Storystrang mit eigener Handlung, einem Charakter, der nicht in der Hauptkampange spielbar ist und eigenen Dungeons, die insgesamt schwerer sind als die der Hauptstory. Wobei die Dungeons des alternativen Storypfades interressanterweise in unterschiedlicher Reihenfolge angegangen werden können und zusätzlich dadurch erschwert werden, dass der Spieler sie unter Zeitdruck meistern muss.

Allerdings ist Persona 1 auch ein sehr experimentelles Spiel, indem viele neue Ideen ausprobiert wurden, von denen manche auch in späteren Persona Spielen wieder aufgeriffen wurden (dazu gehören selbstverständlich das Persona-System im allgemeinen, die Anpassungen die das Spiel am altbewährten Verhandeln mit Dämonen unternimmt und viele der gesamten Spielereihe zu Grunde liegende Storykonzepte), aber auch einige Ideen die nicht in spätere Teile übernommen wurden und somit nur hier erlebt werden können (allem voran das Kampfsystem, welches mit seinem Fokus auf Positionierung und Angriffen mit unterschiedlichen Reichweiten und Wirkungsbereichen, sich stark von allen anderen Persona Spielen abhebt).

Dieser Umstand macht Persona 1 zu einem sehr eigenständigen Erlebnissen, einem durhchaus sehr ungeschliffenen, aber auf jeden Fall auch eines das man so schnell nicht wieder vergessen wird.

Persona 1 hat zudem eine sehr anderweltige Atmosphäre, die vor allem durch den starken Soundtrack getragen wird. Dieser hat über 100 Stücke und ist perfekt an das Spiel und Stimmungen und Emotionen, die es erzeugen möchte, abgestimmt. Der Soundtrack hat einen hang zu Techno, gerade in Kämpfen, aber bietet daneben von atmosphärischer Stimmungsmusik bis hinzu eleganter Pianomusik viel an Abwechslung.

Die Story von Persona 1 ist auch ein Herausstellungsmerkmal. Ich will hier nichts spoilern, aber so viel sei gesagt, dass hier eine Geschichte erzählt wird, die mehr Tiefe verbirgt als auf den ersten Blick ersichtlich und die in ihrer Handlung und ihren Thematiken Züge von psychologischem Horror annimmt.


Von Persona 1 gibt es vier verschiedene Versionen: Die originale Playstation Fassung, die für Amerika lokalisierte Playstation Fassung, eine Portierung für Windows und ein Remake für die PSP. Mit der Windows Version habe ich keine Erfahrung, die werde ich also mal außen vor nehmen. Unter den übrigen Drei gibt es leider keine klare beste Version. Das PSP Remake hat ein besseres Interface und spielt sich komfortabler, leider hat es aber auch den Soundtrack des Originals durch einen neuen ersetzt, der zum einen gar nicht zum Spiel passt und so die Atmosphäre deutlich schwächt und zudem auch bei weitem eintöniger ist als der alte Soundtrack und der Schwierigkeitsgrad wurde ebenfalls runtergeschraubt. Die lokalisierte PSX Fassung ist fordernder als die PSP Version und hat den ursprünglichen (also besseren) Soundtrack, aber bei der Lokalisation wurde viel verändert, um das Spiel an den amerikanischen Markt anzupassen und der alternative Storypfad fehlt in dieser Version komplett. Die originale japanische PSX Fassung ist hier wohl noch die insgesamt beste Option, zumindest für die Leute die Japanisch lesen können. Allen anderen würde ich das PSP Remake mit dem von Fans erstellten Music Restoration Patch empfehlen, dieser Patch ersetzt den PSP Soundtrack mit dem er PSX Fassung und auch wenn er noch nicht ganz fertig ist, stellt der Patch schon jetzt ein deutliche Verbesserung zur normalen PSP Version dar.


  • Persona 1 eignet sich wenn:
    • man ein Fan älterer SMT Spiele ist und Lust auf ein Spiel hat, welches genug Ähnlichkeiten hat, um vertraut zu wirken, aber auch genug anders macht um ein eigenständiges Erlebniss zu bieten
    • man Lust auf einen düsteren atmosphärischen Dungeoncrawler hat
    • einem eine tiefgründige psychologische Story wichtig ist
  • eignet sich nicht wenn:
    • man sich sehr an einer hohen Zahl an Zufallskämpfen stört
    • man keinen Spaß daran hat lange Dungeons aus der Ego-Perspektive zu erkunden
    • man sich nicht auf ein unpoliertes, experimentelles Erlebniss einlassen kann




Persona 2: Innocent Sin


Persona 2: Innocent Sin stellt wohl am ehesten der Punkt da wo die Persona Reihe ihre Identität gefästigt hat, denn viele der Überbleibsel aus SMT, die noch im ersten Persona waren sind hier nicht mehr vorhanden. Dungeons werden nicht mehr aus der Ego-Perspektive erkundet, sondern aus einer isometrischen Sicht, jeder Charakter hat seine eigene Waffenkategorie und kann auch nur noch eine Waffe ausrüsten, versteckte Charaktere gibt es keine mehr und man muss auch keine Auswahl mehr treffen. In Persona 2 bekommt man einfach alle spielbaren Charaktere als Teil der Story und auch alternative Storypfade gibt es nicht mehr, dafür ist der eine Storypfad aber auch deutlich länger als noch in Persona 1.

Auch das Artdesign hat stärker seine eigene Identität gefestigt als noch im Vorgänger, wo zwar schon einige Serienübergreifende Merkmale im Design der Personas zu sehen war, wie etwa das verbindende Motiv von Masken, aber insgesamt sahen viele charakterspezifische Personas noch aus als könnten sie sich nahtlos neben Dämonen aus Shin Megami Tensei oder Devil Summoner einreihen. In Persona 2 dagegen haben die Personas der verschiedenen Charaktere alle die verbindenen Motive von Masken und Künstlichkeit, sowie einer Vermischung von symbolischen Designelementen, die entweder Aspekte der mythologischen Vorlage, oder des mit der Persona verbundenen Charakters wiedergeben sollen, mit Elementen von diversen high fashion outfits. Art Director und Character/Persona/Demon Designer Kazuma Kaneko hat hier wirklich Glanzarbeit geleistet.

Spielerisch wurde viel im vergleich zum Vorgänger vereinfacht und gestreamlined, wie gut man das im Einzelnen findet muss jeder für sich selbst entscheiden. Wichtige Änderungen sind hier zum einen das simplere Kampfsystem, welches stark auf Auto-Kampf ausgelegt ist (ein bisschen lässt sich das mit Final Fantasy 13 vergleichen, ein deutlich niedrigerer Schwierigkeitsgrad, die Möglichkeit nahezu immer speichern zu können und das die bekannte Dämonenfusion durch das beschwören von Personas durch langwieriges Sammeln von Tarotkarten, die man in Verhandlungen mit Dämonen bekommt, ersetzt wurde (kein Grund hier um den heißen Brei zu reden: Ich mag diese Änderung nicht und kenne auch Niemanden, nicht mal die größten P2 Fans, die diese Mechanik für eine gute Idee halten). Es sollte also klar sein das Atlus mit den Gameplayänderungen in Persona 2 stärker versucht hat mehr RPG Fans anzusprechen, die eher Casuals sind als ihr damals übliches Publikum. Trotzdem bleibt Persona 2 aber weiterhin ein Dungeoncrawler, man verbringt also immer noch viel Zeit mit dem Erkunden von Teils recht langen Dungeons, von denen es auch nicht gerade wenige gibt und es wird viel gekämpft. Eine interessante neue Mechanik, die Persona 2 eigen ist, sind Gerüchte, die der Spieler verbreiten kann um die Spielwelt zu beeinflussen, auch wenn die Möglichkeiten die Innocent Sin dem Spieler hierbei bietet noch recht limitiert sind.

Persona 2 fokusiert sich noch stärker als sein Vorgänger auf seine Story und entsprechend viel Text. Dies sorgt zum einen für deutlich mehr Charakterentwicklung und zum anderen zu einer sehr glaubwürdigen Welt. Persona 2 hat nämlich viele NPCs, die alle viel Dialog haben, der sich oft ändert wenn etwas wichtiges in der Handlung passiert, wodurch NPCs nicht so statisch wirken. In Persona 2 lohnt es sich wirklich öfters an besuchte Orte zurück zu kehren einfach um zu sehen was man an neuen Dialogen finden kann.

Die Handlung von Innocent Sin ist ähnlich wie die seines Vorgängers eine zutiefst psychologische, nur das sie mit noch mehr Facetten und noch mehr Tiefgang aufwarten kann als ihr Vorgänger. Dies ist die Art von Geschichte bei der gefühlt alles eine tiefere Bedeutung hat und auf irgendeine Weise in die Thematiken der Handlung reinspielt. Zudem ist es beachtlich wie viele auf den ersten Blick scheinbar nicht zueinanderpassende Elemente diese Geschichte in sich vereint, ohne dabei aber seinen Fokus zu verlieren oder seine interne Logik zu brechen. Am Ende passt dann doch alles perfekt zusammen und es ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild.


Persona 2: Innocent Sin hat zwei verschieden Versionen. Es gibt die originale Playstation Fassung, die nur in Japan erschienen ist, aber eine gute Fanübersetzung erhalten hat und ein PSP Remake, welches offiziel im Westen erschien. Persönlich würde ich zur Playstation Version mit Fanübersetzung raten. Das PSP Remake hat leider Änderungen am Kampfsystem unternommen, welche die Kämpfe insgesamt umständlicher werden lassen und zudem einfach den Flow der Kämpfe ruinieren. Viel schlimmer ist aber eigentlich wie stark Atlus den Schwierigkeitsgrad des Spiels runtergeschraubt hat. Innocent Sin ist ohnehin schon ein leichtes Spiel, aber die Kämpfe in der PSP Version dagegen sind regelrecht hirnlos.


  • Persona 2: Innocent Sin eignet sich wenn:
    • einem eine gute Story am wichtigsten in einem RPG ist
    • man seinen Spaß daran hat sich weitergehend mit einer Geschichte zu beschäftigen, bis sich einem alle Symbolik und alle Facetten erschlossen haben
    • man Lust auf ein einfaches RPG hat, bei dem keinem großen Stress ausgesetzt wird und das Gameplay so nebenher mit nehmen kann
  • eignet sich nicht wenn:
    • einem wichtig ist von den Kämpfen in einem RPG gefordert zu werden
    • man sich sehr an einer hohen Zahl an Zufallskämpfen stört
    • einem Gameplay weitaus wichtiger ist als Story



Persona 2: Eternal Punishment


Ja ihr habe richtig gelesen der dritte Teil der Persona Reihe heist ebenfalls Persona 2. Vermutlich kommt diese verwirrende Namensgebung daher, dass das Eternal Punishment ein sehr direktes Sequel zu Innocent Sin darstellt, welches direkt an das Ende seines Vorgängers anknüpft. Gespielt haben muss man Innocent Sin aber nicht, um Eternal Punishment zu verstehen. Das Selbe gilt auch für Innocent Sin, beide Spiele haben in sich geschlossene Geschichten, die sowohl ohne ihr Gegenstück als auch mit diesem genossen werden können.

Eternal Punishmet ist seinem Vorgänger sehr ähnlich und stellt in vielerlei Hinsicht eine schlichte Verfeinerung der einzelnen Elemente von Innocent Sin dar. Konkret heist das: Flottere Kämpfe, ein höherer Schwierigkeitsgrad bei dem Kämpfe auch durchaus mal fordernd sein können, ein vielseitigeres Gerüchte-System, welches dem Spieler mehr Möglichkeiten bietet die Spielwelt zu beeinflussen, Verhandlungen mit Dämonen wurden gestreamlined und sind nun angenehmer zu handeln und so manche Persona wurde neugebalanced, um diese nützlicher zu machen.

Die Geschichte ist ähnlich gelungen wie im Vorgänger und weist die Gleichen Stärken auf, nur ich persönlich mochte die Charakter in Innocent Sin doch eine ganze Ecke mehr, aber ob es euch da so wie mir geht müsst ihr alle für euch selbst herausfinden.


Eternal Punishment hat genau wie Innocent Sin eine Playstation Fassung und ein Remake für PSP. Anders als Innocent Sin kann ich das PSP Remake aber voll und ganz empfehlen, denn hier wurden keine fragwürdigen Änderung unternommen, sondern nur das Spieltempo hochgeschraubt, das Interface verbessert und die Geschichte um ein neues Szenario von Satomi Tadashi (dem Autor des Originals) erweitert. Einziges Manko ist vielleicht das das PSP Remake nie außerhalb Japans erschienen ist, aber dank eines Fanpatches ist das glücklicherweise kein wirkliches Problem mehr.


  • Persona 2 Eternal Punishment eignet sich wenn:
    • man Innocent Sin schon mochte, denn dürfte einem Eternal Punishment ebenso gefallen
    • man seinen Spaß daran hat sich weitergehend mit einer Geschichte zu beschäftigen, bis sich einem alle Symbolik und alle Facetten erschlossen haben
    • man neben einer guten Story auch einigermaßen fordernde Kämpfe haben möchte
  • eignet sich nicht wenn:
    • man mit den Mechaniken von Innocent Sin schon so gar nichts anfangen konnte, denn im Endeffekt ist Eternal Punishment nur eine Verfeinerung dieser und wird dich wohl kaum umstimmen
    • man sich an einer hohen Zahl an Zufallskämpfen stört
    • man sich stark daran stört, wie viel Eternal Punishment an Assets und Ortschaften aus Innocent Sin wiederverwertet


Falls irgendwer diesen Wall an Text tatsächlich gelesen hat, dann vielen dank fürs Lesen und vor allem eure Geduld. Ich hab mich in diesen Artikel etwas hereingesteigert und deutlich mehr geschrieben als ich ursprünglich geplant hatte (und jetzt muss ich mich davon abhalten noch mehr zu schreiben). Ich hoffe ich konnte euch diese doch recht alten, aber faszinierenden Spiele etwas näher führen und euch dabei helfen zu erkennen ob diese Spiele etwas für euch sein könnten. Ich selbst liebe jedes dieser vier Spiele auf seine eigene Weise mit all ihren Stärken und Schwächen und ehrlich gesagt hats mir wirklich viel Spaß bereitet mal etwas länger über diese schönen Spiele zu schreiben und mal diese Kunstwerke, die das Kreativteam aus Director Kouji Okada, Art Director bzw. Character/Demon/Persona Designer und Scenario Writer Satomi Tadashi geschaffen haben, gebührend zu würdigen.

Kommentare 3

  • Woh; das nenne ich mal Persona–Liebe. Mir sagt diese IP nur vom Namen was, bin hier aber auch der Falsche für diese IP.

    Yeah! 1
  • Unglaublich toll wie viel Mühe du dir hier gemacht hast :thumbup:

    Sind sehr viele Informationen dabei die ich noch nicht wusste.

    SMT IF und die beiden ersten Persona Games würde ich auch so gerne ausprobieren, nur leider habe ich keine richtige Konsole dafür.

    Vielleicht kommen ja irgendwann Remakes ;)

    Yeah! 1
  • Sehr schön das du was zu Persona Reihe beigetragen hast.

    Hast es ganz toll geschrieben :thumbup:

    Yeah! 1