Eine wahre Rollenspielperle

Eine graue Cartridge wird in die Hand genommen und in den Schacht des Super Nintendos gesteckt. Ein Klicken ertönt und die rote Lampe der Konsole geht an. Wolfgesang ertönt kurz und geht dann wieder aus, weil der kleine Kalli das Intro nicht hören wollte. KUNSTBANAUSE!!! Jedenfalls weiß der Verfasser dieser Zeilen nun, dass es kein Wolfsheulen am Anfang ist, sondern Walgesang und das Fear of Heavens einer der besten Videospieltracks allerzeiten ist! Aufgrund von kaputten Controllern war es mir und meinem Cousin damals in den 2000ern nur begrenzt möglich, es zu zweit zu spielen, also gar nicht (Ich hasse klein Kalli!). Dennoch hatte ich damals viel Spaß mit dem Spiel. Es hat einfach gereicht, es an zu machen und ab und zu etwas am Anfang zu daddeln oder auch an dem komplettierten Stand meines Vaters. Secret of Mana war eines der ersten Rollenspiele, die ich später auf dem Emulator meines Handys wiederentdeckt und lieben gelernt habe und auch zum ersten Mal durchgespielt habe. Hier will ich dem Spiel nun meinen Tribut zollen und kritisieren, was es zu kritisieren gibt.



Achtung, es gibt Spoiler zu einem alten Spiel aus den 90ern!


Secret of Mana entführt uns in eine Märchenwelt, in der es eine große Macht gibt, die alles durchdringt und uns umgibt und generell die Grundlage alles Leben ist: Das Mana! Wobei es auch Götter gibt, die hier noch ihre Finger im Spiel haben. So gab es vor langer Zeit (also vor 15 Jahren(?)) einen Krieg unter den Menschen, der die Welt an den Rand gebracht hat. Die bösen Mächte erschufen eine mächtige Festung, um Mana zu kontrollieren und die Welt zu beherrschen. Den Göttern gefiel dies nicht, denn sie entsandten eine Bestie, um die Welt zu zerstören. Wollten sie also einen harten Reset machen, wie einst Gott mit seiner Flut? Keine Ahnung.

Jedenfalls ist unser Held Randi, darf man auch benennen wie man will, mit seinen Freunden am Wasserfall unterwegs, obwohl dies verboten ist. Randi, der Tollpatsch, rutscht ab und fällt den Wasserfall hinunter. Auf seiner Suche nach einem Rückweg findet unser Held ein rostiges Schwert in einem Stein und zieht es heraus. Ein Geist erscheint und spricht zu ihm. Doch für Randi ergeben diese Worte keinen Sinn. Unser Protagonist hackt sich mit seinem neuen Schwert durch Monster und Gestrüpp und gelangt schließlich in das Dorf Quelldorf. Hier erfahren wir, dass Randi das Manaschwert aus dem Stein zog, welches viele Monster versiegelte, als es noch im Stein war. Es dauert auch nicht lange, bis ein Bossmonster das Dorf angreift. Randi kann das Biest mit Hilfe eines Fremden bezwingen. Der Fremde stellt sich als Viktor vor und ist ein Ritter aus Tusnica. Er gibt Randi den Auftrag, das Schwert zu reaktivieren. Dafür muss er in den Wassertempel zu Aquaria. Nach dem Gespräch mit Viktor wird Randi auch aus dem Dorf verbannt, aus Angst, dass noch mehr Monster sie angreifen würden. Ohne Heimat bricht Randi zu einem großen Abenteuer auf, um die Welt vor einem bösen Imperium, was auch sonst, zu retten. Im Laufe seines Abenteuers schließen sich zwei Mädels Randis Reise an: Primm und Popoi, wobei jede der beiden Damen anfangs ein eigenes Ziel verfolgt. Primm sucht ihren Verlobten Hagen, der von der Hexe Tura und Tantalus verschleppt wurde und Popoi sucht ihre Heimat und ihr Gedächtnis. Popoi bekommt immer nach dem zweiten Boss. Primm kann man auf zwei verschiedene Wege erhalten. Im Hexenwäldchen auf dem Weg zu Tura oder aber in ihrer Heimat Pandoria. Vor eurem ersten Besuch im Wassertempel stehen einige Soldaten davor. Wenn ihr mit ihnen redet wird sich Dame euch in Pandoria anschließen, um ihren Verlobten zu retten. Aber Vorsicht, ihr könnt sie verlieren, wenn ihr nicht nach ihrer Nase tanzt. Folgt also erstmal ihrer Quest und geht zuerst in den Hexenwald. Hier werdet ihr nicht lange sein, denn es wird eine Axt benötigt und die gibt es nur bei den Zwergen, eurem eigentlichen Ziel. Also alles gut.

Und hier würde ich gerne einen Cut machen und aufhören die Story zu erzählen. Wobei man sagen muss, dass diese echt nicht sonderlich gut ist. An sich wird die Truppe von Ort zu Ort geschickt. Dort erledigt sie eine Aufgabe und zieht dann weiter zum Nächsten. Am Anfang gibt es noch ein paar Konversationen mit einigen Figuren, doch diese werden immer weniger und finden gerade gegen Ende fast gar nicht mehr statt. Eine Entwicklung der Figuren findet nicht statt. Das wäre ja nicht mal schlimm, aber es gibt eben auch keine Momente, an die man zurückdenken kann, wenn es um die Story geht. Bei Final Fantasy 6, 5 und 4 gibt es einige bedeutsame Storyelemente an die ich mich erinnere, wenn ich an diese Spiele denke. Secret of Mana hat für mich einen großen bedeutsamen Moment und das ist die Szene mit dem Manabaum kurz vor seinem Tod. Ich denke, dass es hier mit den starken Kürzungen zu tun hat, die das Spiel in seiner Entwicklung hatte. Ursprünglich wurde Secret of Mana für das CD-Laufwerk des Super Nintendos entwickelt. Eine CD besitzt deutlich mehr Platz als eine Cartridge. Wer weiß wie viel man hier an Storys, Dungeons, Feinde und Orte rausgeschnitten hat. Ich wäre schon sehr neugierig, zu wissen, wie das alles ausgehen hätte, wobei hier die Frage besteht, wie sehr es sich auf die Spielwelt und Atmosphäre ausgewirkt hätte.

Die Spielwelt selbst ist nämlich ein sehr faszinierender Ort. Es gibt alte Ruinen mit lilanen Nebel, Schlösser und Wälder, aber auch ein Wald, in dem alle vier Jahreszeiten da sind, eine Insel aus purem Gold und futuristischen Dungeons, ja sogar der Weltraum ist mitten in der Wüste! Alles zum Teil sehr originelle Orte. Nur leider wird aus diesen Orten meiner Meinung nach zu wenig gemacht. Die Goldstadt hat nur eine andere Farbpalette als jede andere Stadt mit hohen Preisen. Der Weltraum in der Wüste ist nur ein Meer, das überquert werden muss. Es ist kein Ort, wo ich mich zum Beispiel anhand der Sterne orientieren muss, wo der richtige Weg ist. Es gibt auch Orte, die schlicht und ergreifend einfach nur da sind, wie der Leuchtturm mitten im Meer. Und hier schließt sich der Kreis wieder und wir kommen zu den herausgeschnittenen Inhalten und der Frage, wie viel man mit den Orten gemacht hat?

Unsere Spielwelt wird hierbei von immer gleich aussehenden NPCs mit anderen Farben bevölkert. Das ist schon eine nette Abwechslung und verleiht den Orten etwas teils individuelles, auch wenn die selbst sich manchmal nur in ihrer Farbe unterscheiden und andere wieder ganz andere Haare und Kleidung aufweisen. Aber es gibt ja nicht nur nette Leute, die uns helfen, sondern auch Monster, wie den gefährliche Minos, nervige Ritter und Ninjas, allseits geliebte Blobs in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und den allmächtigen Pogopuschel. Die Gegner sind okay bis gut. Manche sind teils nervig und etwas zu oft benutzt, wie die Minos, aber ich mag die Gegner, weil Nostalgie und keiner wirklich nervenraubend ist, solange das Kampfsystem mitspielt. Hier haben wir ein, ich würde sagen interessantes, Gameplayelement. Secret of Mana bietet ein Echtzeit-Kampfsystem, was bedeutet, dass ihr euch frei bewegen, kämpfen und heilen dürft. Damit das alles aber nicht zum reinen Knöpfehauen verkommt, haben sich die Entwickler überlegt, dass man zwischen den Schlägen kurz warten muss. So habt ihr unten eine 100%-Leiste, die nach jedem Schlag auf Null ist und sich wieder aufladen muss. Haltet ihr den Knopf gedrückt, lädt sich der Schlag auf (je nach erreichtem Level der Waffe) und ihr könnt es dann mächtig krachen lassen, wenn der Schlag angenommen wird. Teilweise ist die Trefferquote etwas ungenau. Und man kann auch in einige Stellen geraten, in denen euch der Gegner zuspamt und ihr keine Chance habt zu entkommen. Gerade in längeren Dungeons ist das mehr als mies, da ihr dann alles bis dahin erneut machen müsst.

Ihr seid hierbei aber nicht nur auf auf eure Waffen angewiesen, sondern könnt einen von 8 Manageistern beschwören, der euch mit einem Zauber zur Seite steht. Neben den Waffen und eurer Figur dürft ihr nämlich auch die Manageister leveln, was Anfangs etwas lästig ist, aber später flott von der Hand geht. Schade nur, dass man jeden Geist von Null auf leveln muss. Gerade gaaaaaaanz am Ende erhält man einen Geist, den man trainieren darf. Wünschenswert wäre es hier, wenn es bei diesem Geist schneller gehen würde. Nun kommt aber die relativ erfreuliche Nachricht. Ihr müsst die Geister und Waffen auch nicht trainieren. Ihr werdet hier an der Stelle eher die Angriffsmagie der Koboldin trainieren und nur ein paar Fähigkeiten des Mädels, das so nebenbei geht, da sie sie Heilerin ist, außer eben der letzte Geist. Es muss hier auch nicht das höchste Level sein, um das Spiel zu beenden. Auch eure Waffen müsst ihr nicht trainieren, wenn ihr es nicht wollt. Die Levels sind von den Orbs und der Benutzung abhängig. In Truhen und nach Bossen gibt es einen Waffenorb durch den der Schmied Berti eure Waffen aufbessert. Ihr behaltet stets eure Waffen und müsst also keine immer wieder neu kaufen, sondern datet sie up. Und auch hier müsst ihr es nicht machen. Ich für meinen Teil spiele fast ausschließlich mit Schwert, Peitsche, Lanze und ab und zu der Axt. Das geht wirklich so nebenbei und da finde ich es auch nicht schlimm, dass ich jede Figur mit dem Schwert neu leveln muss, um die paar besseren Schläge zu erhalten.

Kommen wir nun zur Musik, denn die ist wahrlich traumhaft. Meiner Meinung nach gibt es im gesamten Spiel keinen schlechten oder nervigen Track. Diese reichen von okay bis fantastisch. Mein persönlicher Liebling ist hier Dark Star oder auch Sunken Continent genannt. Ich liebe die Düsternis. Die schnellen Trommelschläge und starken Beckenschläge. Aber wisst ihr was, hört es euch doch einfach selbst an. Am besten den gesamten Soundtrack!

Loben möchte ich hier noch die deutsche Übersetzung von Claude Moyse, wobei diese so außergewöhnlich ist, dass man wohl eher von einer Lokalisation reden kann. In der deutschen Fassung gibt es nämlich so viele Witze auf die deutsche Popkultur und Runninggags, dass ich es traurig finde, dass die heutigen Übersetzungen nicht so frei sein dürfen oder es so nah wie möglich sein soll. Zumindest bei unbedeutenden NPCs könnte man doch hier ein paar Spielereien einbauen. An der Stelle empfehle ich den Kanal Nerdwelten, der mit Claude Moyse ein Interview führte und einige Einblicke hinter die Kulissen gewährt.

Mein Fazit

10

Meisterwerk

Meinung von New-Retro-Game1990

Secret of Mana ist an sich etwas überbewertet. Sein Kampfssystem ist etwas fehlerhaft, die Story ist nicht sehr gut, die Dungeons mittelmaß. Doch dafür hat es sympathische Figuren, eine wunderschöne Welt, lustige Dialoge (vor allem in der deutschen Version) und einen der besten Soundtracks aller Zeiten. Ohne Nostalgie 6 oder 7/10 auch hinblick für Blindspieler Mit Nostalgie eine glatte 10 und darüber hinaus.
Mein persönliches Highlight: Die Musik, die witzen Dialoge, die deutschen Texte

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