Geschichten aus der Kindheit: Masahiro Sakurai plaudert über seine ersten Kontakte mit der Welt der Videospiele
- 18:00 - 23.05.2020
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In der aktuellen Famitsu-Kolumne gibt Masahiro Sakurai einen Rückblick auf seine Kindheit und lässt uns alle in seine damalige Gefühlswelt eintauchen, als er zum ersten Mal mit dem Medium Videospiele in Kontakt kam. Als kleiner Junge hatte Sakurai zum Teil nur ein paar Münzen Geld, die er natürlich für Videospiele investierte - seine erste eigene Konsole war übrigens der Nintendo TV Color Game 15 in Zeiten lange bevor das NES das Licht der Welt erblickte. Auch scheint der kleine Masahiro schon in seiner Kindheit sehr talentiert gewesen zu sein, denn gewonnene Preise von Videospielturnieren waren keine Seltenheit.
Wir haben Masahiro Sakurais Kolumne, welche von Twitter-User Sephazon aus dem Japanischen ins Englische übersetzt wurde, für euch nochmal vollständig ins Deutsche übersetzt. Viel Spaß beim Lesen von Sakurais Kindheitserinnerungen:
ZitatAlles anzeigenKirby ist kürzlich 28 geworden und ich habe schon seit über 30 Jahren Videospiele kreiert. Dies hat dazu geführt, dass ich neulich das Verlangen danach hatte, über Spiele zu schreiben, die mich in meiner Kindheit geprägt haben. The Invader Boom / Space Invaders war damals, 1978-1979 ein Riesenerfolg. Zur damaligen Zeit war ich 8 Jahre alt und in der Grundschule. Kurz bevor ich 12 wurde, ist dann schließlich der Famicom (Anm.: NES im Westen) in Japan veröffentlicht worden.
Es gab in meiner Kindheit einen lokalen Supermarkt namens "Chujitsuy" – eine Higashi Yamato-Filiale. Sonntags gingen meine Familie und ich stets dorthin zum Einkaufen. Auch wenn es heutzutage undenkbar ist, als ich ein Kind war, durfte ich frei draußen herumgehen. Obwohl wir keine Handys hatten, durfte ich mich alleine aufhalten, solange ich pünktlich wieder am ausgemachten Treffpunkt war. Zunächst würden mir meine Eltern 200 Yen (nach heutigem Währungsstand umgerechnet 1,70 €) geben. Während sie einkaufen waren, ging ich, Schüler Sakurai, direkt zur Videospielabteilung. Damals hat der Chujitsuya-Videospielbereich stets die neuesten Videospieltitel parat gehabt, dort habe ich eine Vielzahl an Spielen genießen können.
Tisch-Arcadespiele waren zunächst das Hauptfeature, aber es wurden auch größere Arcade-Stationen und später Laserdisc-Systeme eingeführt. Ich glaube, es gab dort sehr viele Taito-Spiele (Anm.: Taito ist ein japanischer Videospielhersteller und beispielsweise für Arkanoid und Space Invaders bekannt). Es hat 50 Yen gekostet, ein Spiel zu spielen, insgesamt hatte ich mit meinem Budget somit vier Chancen zum Spielen. Ich musste also sehr bedacht meine Optionen abwägen und dann eine Entscheidung treffen.
Wenn mir mal das Geld ausging, bin ich zu einem weiteren Shop im anderen Stockwerk gegangen und habe Demoversionen der neuesten Spiele ausprobiert. Der Famicom gilt oft als Ursprungskonsole, doch tatsächlich gab es bereits zuvor einige andere Konsolen – TV Vader, Atari, Intellivision, Arkadia, Vectrex. Die erste Konsole, die ich hatte, ist der Nintendo TV Color Game 15 (Anm: im Jahre 1977 mit 15 vorinstallierten Spielen von Nintendo veröffentlicht). Ich habe auch LSI-Spiele wie Game & Watch probiert. Zudem habe ich manchmal an verfügbaren PCs gespielt, zum Teil gab es probierbare und programmierbare Modelle mit Keywards wie M5, Tomy Tutor und MSX in den Geschäften. Aber natürlich würde irgendwann, während ich gerade voll in den Spielen eingetaucht war, der Zeitpunkt kommen, an denen meine Eltern mit dem Einkaufen fertig waren, um mich daraufhin wieder abzuholen. Ach, das waren Geschichten aus längst vergangenen Zeiten...
Ich habe auch oft einen großen Einkaufsbezirk in Tachikawa (Anm.: eine Stadt im Großraum Tokyo) besucht, der in der Nähe von unserem Haus war. Dort gab es immer wieder mal Videospiel-Turniere, an denen ich gerne teilgenommen habe. Manchmal bin ich mit einer handvoll Preisen zurück nach Hause gekommen, also mein Können dürfte schon ziemlich gut gewesen sein. Ich habe Arcadespiele und diverse Elektronik-Konsolen schon gespielt, lange bevor sie als solche bezeichnet wurden. Natürlich bin ich regelmäßig zum Game Center gegangen und habe mir Famicom-Spiele ausgeliehen. Als ich 10 Jahre alt war, war es bereits zu spät für mich, wie andere Leute die Zeit draußen bei Süßigkeitengeschäften zu verbringen.
Heutzutage ist ein Spiel groß genug, um es für lange Zeit spielen zu können. Früher wurden Spiele hingegen von kleinen Teams entwickelt und dann sehr rasch veröffentlicht. Jedes Mal, wenn ich zu einem Videospielcenter ging, würde ich etwas Neues entdecken. Arcade-Spiele waren sehr präsent und die Möglichkeit zu haben, solche Spiele irgendwann auch zu Hause auf einer Heimkonsole genießen zu können, war eine schöne Vorstellung. Jedes Spiel und jedes neue Stück Technologie hatten meine Augen zum Leuchten gebracht. Es mag heute vielleicht kindisch wirken, von der damaligen Zeit zu schwärmen, doch in meiner Kindheit erlebte ich so viele Überraschungen und ich hatte stets großen Spaß. Ich werde niemals diese Spieleerlebnisse vergessen, die mich als kleines Kind geprägt haben.
Abschließend könnt ihr euch hier von Super Smash Bros.-Schöpfer Sakurai geteilte Bilder einiger der alten Konsolen ansehen, die noch vor dem Famicom auf den Markt gekommen waren. Von rechts oben im Uhrzeigersinn seht ihr Abbildungen von Arcadia, Tomy Tutor, Game & Watch Egg, Game & Watch Donkey Kong, TV Vader und Vectrex:
Haben euch die Einblicke in Masahiro Sakurais Kindheit gefallen?
Quelle: Twitter (Sephazon) – Newsbild: © Nintendo / Masahiro Sakurai