Höher, schneller, weiter
Am 11. Januar 2019 wird Mario in seinem nicht ganz so neuen Abenteuer, New Super Mario Bros. U Deluxe, auch auf der Nintendo Switch durch insgesamt 164 Level springen und gleiten. Zugegeben, der Titel wirkt etwas sperrig, steht dabei aber ganz im Zeichen so klangvoller Spieletitel wie Kirby und das extra magische Garn. Etwas saurer stößt einem da vielleicht der Preis auf, bei dem man – wie schon bei den vorherigen Nintendo Switch-Portierungen – offensichtlich keine Abstriche machen wollte. Da fällt es dann auch schwer, die auch in der Neuauflage enthaltene Erweiterung New Super Luigi U als kostenlose Erweiterung zu betrachten. Zumindest wurde es ohne Aufpreis oben drauf gepackt. Um das ganze Paket aufzuhübschen, finden sich aber auch einige Neuerungen, die durchaus als lohnenswert anzusehen sind. Insgesamt kann man sich darüber freuen, dass nun auch ein 2D-Mario-Spiel für die Nintendo Switch erhältlich ist. Womöglich wäre es Nintendo sowieso schwergefallen, New Super Mario Bros. U, meiner Meinung nach die Krönung der ganzen Reihe, noch zu toppen. Finden wir also heraus, ob sich New Super Mario Bros. U Deluxe auch im Jahr 2019 noch so gut spielt wie 2012.
Was die Geschichte angeht, hat sich in New Super Mario Bros. U Deluxe im Vergleich zu seinem Vorgänger nichts verändert. Unmittelbar nach den Ereignissen von New Super Mario Bros. Wii sind Mario, Luigi, Toad und Toadette mit Prinzessin Peach in ihrem Schloss und essen gemütlich zu Abend, als Bowser und die Koopalinge plötzlich in ihren Luftschiffen ankommen und unsere Freunde mit einer riesigen Metall-Faust aus dem Schloss katapultieren. Mario und seine Gefährten stürzen in einen großen Eichelbaum und schleudern dabei nicht nur Super-Eicheln, sondern auch verschiedenfarbige Yoshis durch die Gegend. Ein Blick auf den Horizont zeigt, dass Bowser und seine Schergen schon mit der Belagerung des Schlosses begonnen haben. Nun geht es darum, sich durch die verschiedenen Welten zu schlagen und einen Weg zurück zum Schloss zu finden, um die Prinzessin zu retten und die Belagerung der fiesen Kröten zu beenden. Um ehrlich zu sein, hat mich die dünne Story vor allem bei Spielen der New Super Mario Bros.-Reihe nie sonderlich gestört. Ich bin froh darüber, dass man sich nicht lange Sequenzen anschauen muss, die einen unnötig aufhalten. In dieser Hinsicht ist Nintendo stets gegen den Strom geschwommen, was ich eigentlich immer begrüßt habe. Ich habe mich daher damit abgefunden, dass auch hier die Prinzessin wieder in irgendeiner Art und Weise in Not gerät, am tollen Game-Design ändert dies letztlich nichts. Für komplexe Geschichten mit unerwarteten Wendungen und Überraschungen wäre ein Spiel wie dieses wohl auch kaum die richtige Bühne.
Auch was das Spielprinzip angeht, hat sich bei New Super Mario Bros. U Deluxe im Vergleich zu seinen Vorgängern und dem Originalspiel nicht viel geändert. Das Spiel ist in mehrere Welten aufgeteilt, denen jeweils ein bestimmtes Thema zugeordnet wurde. Neu war damals die Benennung der einzelnen Welten, so besucht ihr zum Beispiel nicht mehr einfach Welt 2, sondern die "Sandkuchenwüste". Innerhalb der Welten, die alle miteinander durch verschlungene Pfade und Abkürzungen verbunden sind, lauft und springt ihr von links nach rechts über Stock und Stein zur Zielfahne am Ende. Das Ganze beginnt im "Eichenhain" relativ einsteigerfreundlich mit leichten Levels und steigert sich von Welt zu Welt mit immer größeren Herausforderungen. Trotz allem stellt der Schwierigkeitsgrad auch in diesem 2D-Mario-Spiel keine allzu große Herausforderung dar. Es kann jederzeit zwischengespeichert werden und Spieler werden in der Regel stets über genügend Leben – durch das Sammeln von Münzen oder 1 Up-Pilzen – verfügen, um weiterspielen zu können. Für erfahrenere Spieler wären da natürlich noch die Sternenmünzen, von denen es immer drei Stück pro Level gibt und die es als zusätzliche Motivation einzusammeln gilt. Insgesamt kann man sagen, dass Nintendo hier eine großartige Auswahl kreativer und teilweise auch anspruchsvoller Level zusammengestellt hat. Zudem wirkt die Welt verbunden und lebhafter als in bisherigen Titeln.
Wichtig zu nennen sind natürlich die Neuerungen, die New Super Mario Bros. U Deluxe mit sich bringt. Diesmal sind im Hauptspiel nicht nur Marios Gefährten Luigi und Toad am Start, sondern auch Toadette und Mopsie. Letzterer hatte seinen ersten Auftritt als spielbarer Charakter damals in der Erweiterung New Super Luigi U, während Toadette in der Hinsicht nun ihr ganz besonderes Debüt in der New Super Mario Bros.-Reihe feiern darf. Alle spielbaren Charaktere wurden nun im Auswahlbildschirm zusätzlich mit einer Kennzeichnung versehen, welche euch Auskunft über die Schwierigkeitsstufe mit dem jeweiligen Charakter gibt. So erfahrt ihr, dass es mit Toadette und Mopsie wesentlich einfacher ist, das Spiel durchzuspielen. Mit Mopsie sollte das Ganze beispielsweise ein Klacks sein, nimmt er doch keinerlei Schaden von Gegnern und stirbt nur, wenn ihr mit ihm im Abgrund landet. Allerdings geht Mopsie vollkommen die Akrobatik ab, welche die anderen Charaktere auszeichnet. Sicherlich dürfte aber Mopsie und die Kennzeichnung der Charaktere im Allgemeinen eine gute Option für solche Spieler sein, die noch nicht mit dem Spiel vertraut waren und es einfach möglichst unbeschadet bis in Ziel schaffen möchten. Ich persönlich musste bei der Wahl meines favorisierten Charakters nicht lange überlegen, denn natürlich hat es mich brennend interessiert, Toadette auszuprobieren und ihre unerklärliche Verwandlung zu Peachette mit eigenen Augen zu bestaunen. Was wird Prinzessin Peach wohl sagen, wenn sie bei ihrer Rettung ihr nahezu identisches Ebenbild erblickt?
Toadette. Peachette. Bowsette? Natürlich ist auch mir der Hype um Bowsette im vergangenen Jahr nicht entgangen, der als Reaktion auf die Verwandlung von Toadette zu Peachette dank der Superkrone entstanden ist. Die anfängliche Verwunderung wich maßloser Begeisterung und Bowsette eroberte als neuer Trend mit tausenden, nicht selten anzüglichen Fanarts das Internet. Nintendo ließ in seiner typisch verhaltenen Weise verlauten, dass es diesbezüglich nichts zu sagen gebe, dürfte aber trotz der oft zweideutigen Darstellung von Peach nichts gegen die kostenlose Werbung gehabt haben. Da man sich wohl auch in vielen Jahren noch an Bowsette als Internetphänomen erinnern wird, sollte dies natürlich hier nicht unerwähnt bleiben.
Um auf New Super Mario Bros. U Deluxe zurückzukommen: Bei der Superkrone handelt es sich um ein neues Item, das die Verwandlung von Toadette zu Peachette bewirkt und welches glücklicherweise nicht nur optischer Natur ist. Nachdem ich New Super Mario Bros. U seit Jahren nicht mehr gespielt hatte, fühlten sich meine ersten Geh- und Stehversuche in der Deluxe-Version äußerst steif an. Dies wird zum einen daran gelegen haben, dass ich lange kein 2D-Mario-Spiel mehr angerührt habe, es hängt aber meiner Meinung nach auch damit zusammen, mit welchen Spielen ich mich in jüngerer Vergangenheit auf der Nintendo Switch beschäftigt habe. Die Bewegungsfreiheit von Mario und Link, die ich in den offenen 3D-Spielewelten von Super Mario Odyssey und The Legend of Zelda: Breath of the Wild so genossen habe, muss sich bei mir so eingebrannt haben, dass Mario und Konsorten in New Super Mario Bros. U Deluxe vor allem am Anfang ungewöhnlich behäbig auf mich wirkten. Gerade in Super Mario Odyssey verfügt Mario womöglich über das variantenreichste Move-Set, das wir je von ihm gesehen haben. So zeitlos die New Super Mario Bros.-Reihe auch ist, so sehr fühlt es sich heute für mich an, als hätte man Mario in ein Korsett gesteckt. So wirkt New Super Mario Bros. U, dass noch 2012 einer der Systemseller der Wii U war und definitiv noch immer zum Besten zählt, was das Genre zu bieten hat, auf der Nintendo Switch neben Meisterwerken wie Super Mario Odyssey und The Legend of Zelda: Breath of the Wild im Jahr 2019 eher wie eine Randnotiz. Natürlich lassen sich die genannten Spiele inhaltlich kaum vergleichen, es wird aber im historischen Kontext die Frage laut, warum Nintendo nicht auch seine über viele Jahre so geschätzte New Super Mario Bros.-Reihe komplett neu gedacht und ähnlich wie bei seinen anderen Franchises mit einer aufregenden Fortsetzung bedacht hat. Wer erinnert sich zum Beispiel noch an die grandiosen und kreativen 2D-Abschnitte aus Super Mario Odyssey, die man wunderbar in ein neues 2D-Mario-Spiel hätte einbauen können? Zuletzt sei noch gesagt, dass mich die Neuauflage von Donkey Kong Country: Tropical Freeze in der Hinsicht weniger gestört hat, da hier meiner Meinung nach vielen Fans tatsächlich ein absolutes Meisterwerk entgangen ist, welches schon damals neue Maßstäbe gesetzt hat, was 2D-Platformer angeht.
Daher stellt Peachette für mich eindeutig die beste Neuerung dieser Neuauflage dar, die viele meiner anfänglichen Bedenken relativieren konnte. Ich bin mir nicht ganz sicher, was Nintendo bei der Einbindung von Peachette ins Spiel anders gemacht hat, doch sie fühlte sich im Vergleich zu den anderen Charakteren eindeutig besser beim Spielen an und trug damit viel dazu bei, dass sich bei mir wieder recht schnell ein positives Spielgefühl einstellen konnte. Peachette zu kontrollieren macht viel Spaß: Wenn ihr die Sprungtaste nach dem Springen gedrückt haltet, kann Peachette schweben und sich damit deutlich länger in der Luft halten als ihre Weggefährten. Was diese Eigenschaft angeht, hat sie mich stark an die Prinzessin aus Super Mario Bros. 2 für das Nintendo Entertainment System erinnert, mit der ich schon damals immer gerne gespielt habe. Man fühlt beim Spielen das geringere Gewicht und bewegt sich so mit einer gewissen Leichtigkeit durch die Spielwelt. Zudem macht die Superkrone die Super-Eichel, das Item, mit dem ihr euch mit den anderen Charakteren quasi in ein Flughörnchen verwandeln könnt, obsolet, da Peachette dank des neuen Items zusätzlich zum Schweben auch mitten in der Luft noch einen weiteren Sprung ausführen und damit höher gelegene Orte erreichen kann. Auch konnte ich bei Peachette eine geringere Fallgeschwindigkeit feststellen, die mir mehr Freiraum beim Navigieren ließ. Peachette macht für mich eindeutig den Unterschied aus und wertet das Spiel noch ein wenig auf.
Wie schon eingangs erwähnt, hat Nintendo auch die damalige Erweiterung New Super Luigi U, eine noch schwierigere Variante des Hauptspiels, integriert. In diesem Abenteuer stehen euch diesmal sogar neben Luigi und Mopsie auch Toad und Toadette als spielbare Charaktere zur Verfügung. Wählt ihr Toadette oder Mopsie, wird euch das Ganze auch hier deutlich erleichtert, indem das Zeitlimit von 100 Sekunden auf 200 Sekunden erhöht wird. Mario sucht man in New Super Luigi U allerdings immer noch vergeblich, was womöglich an seiner allgemein trägeren Steuerung gelegen haben dürfte, die sich nicht mit dem knappen Zeitlimit und den anspruchsvolleren Levels vereinbaren ließ. Ich kann guten Gewissens behaupten, dass mich New Super Luigi U schon beim Erscheinen im Jahr 2013 komplett überrascht hat. Nach all den 2D-Mario-Spielen ließ das geringere Zeitlimit und das kompakte Leveldesign der Erweiterung meinen Spaß an der Reihe wieder aufflammen. Lange konnte mich seinerzeit kein 2D-Platformer mehr so fesseln wie die unscheinbare Erweiterung New Super Luigi U. Auch wenn es an New Super Mario Bros. U Deluxe sehr wenig auszusetzen gibt, war ich doch glücklich darüber, mich wieder mal an dieser insgesamt doch etwas spannenderen Variante versuchen zu können – und das diesmal sogar mit Toad und Peachette.
Neben den zwei ausführlich beschriebenen Jump 'n' Run-Abenteuern enthält New Super Mario Bros. U Deluxe auch eine ganze Reihe an Spielmodi für Anfänger und erfahrene Spieler, die ihr allein oder mit Freunden spielen könnt. Tatsächlich bietet das Spiel ausreichend zusätzlichen Inhalt, der euch lange beschäftigen kann, auch wenn in der Nintendo Switch-Version leider am Ende zwei entscheidende Elemente ausgelassen wurden, die viel vom Charme des damaligen Originalspiels ausgemacht haben.
Doch widmen wir uns zunächst den Modi, die im Spiel enthalten sind und in denen ihr euch reichlich austoben könnt. Da wären die Herausforderungen, in denen ihr verschiedene Arten von Aufgaben gestellt bekommt und diese bewältigen müsst. Während ihr in der Zeit-Attacke das Ziel in Rekordzeit erreichen müsst, geht es in der Münzsammlung darum, alle Münzen einzusammeln, während ihr in der 1-Up-Rallye auf möglichst viele Gegner springen müsst, ohne den Boden zu berühren. Dazu gesellt sich der Diverse-Modus, in denen ihr nochmal spezielle Bedingungen erfüllen müsst. Neben den Herausforderungen gibt es auch den Schnellspiel-Modus, in dem die Geschwindigkeit, mit der das Level scrollt, von der Anzahl der gesammelten Münzen abhängt. Zu guter Letzt gibt es noch die Münzenjagd, einen Wettstreit mit Freunden und Familie, in dem ihr möglichst viele Münzen sammeln müsst und sogar mit dem Touchscreen der Nintendo Switch die Möglichkeit habt, die verschiedenen Level durch das Platzieren von Münzen und Sternenmünzen anzupassen. All diese Modi eint ein kompetitiver Gedanke, indem ihr ein Level möglichst schnell oder mit einer möglichst hohen Punktzahl abschließen müsst und bieten daher die perfekte Ergänzung zum Hauptspiel. Selbstverständlich gibt es meist auch die Option, gemeinsam mit euren Freunden zu spielen, wofür schon ein Joy-Con pro Spieler reicht – eine Option, die im Gegensatz zu vielen anderen Spielen wirklich zu Ende gedacht wurde und stets völlig neue Komponenten mit sich bringt, die dem Spiel erstaunlich viel Tiefe und zusätzlichen Spaß verleiht.
Kommen wir noch kurz auf die zwei fehlenden Funktionen in New Super Mario Bros. U Deluxe zu sprechen. Zum einen fehlt natürlich das Miiverse, ein Service, welcher auf der Nintendo Switch gänzlich fehlt und seit letztem Jahr auch auf Wii U nicht mehr zur Verfügung steht. Damit war es in New Super Mario Bros. U über eine Internetverbindung zum Beispiel möglich, Tipps und Tricks mit anderen Spielern auszutauschen oder Replay-Videos hochzuladen und diese Freunden zu zeigen. Das Miiverse hat seinerzeit dazu beigetragen, das Gefühl einer eigenen Community zu vermitteln, die jedem Spiel eine zusätzliche interaktive Note verlieh. Zusätzlich müssen sich Spieler in der Deluxe-Version auch von dem sogenannten "Boost Mode" verabschieden. Manchen von euch wird in der Beschreibung des Spiels bereits aufgefallen sein, dass New Super Mario Bros. U Deluxe gegenüber seinem Vorgänger nur vier statt fünf Spieler im Mehrspieler-Modus unterstützt. Das Wii U GamePad bot damals nämlich gleich fünf Teilnehmern die Chance, das Mario-Abenteuer gemeinsam zu spielen. Vier Spieler steuerten mit jeweils einer Wii-Remote Mario und seine Freunde, während der Spieler mit dem Wii U GamePad gleich mehrere Optionen hatte, seinen Mitspielern zu helfen. So konnte er unter anderem Blöcke platzieren, die den Spielern die Möglichkeit gaben, höhere Plattformen zu erreichen. Unter bestimmten Bedingungen war es sogar für kurze Zeit möglich, Gegner und Blöcke auf dem Wii U GamePad zu zerstören. Der Fokus lag hier auf der Kommunikation zwischen den Spielern, die sich absprechen und ihr Vorgehen koordinieren mussten. Trotz des fehlenden Gamepads habe ich mich gefragt, ob es nicht irgendwie möglich gewesen wäre, diesen wirklich spaßigen Modus auf anderem Wege in das Spiel einzubauen. Stattdessen hat man sich leider dazu entschieden, diese Funktion in der Neuauflage ganz wegzulassen.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit