Wenn Helden den Babysitter spielen
Manche werden vielleicht noch das tolle Trine kennen, was unter den Indie-Fans enorm beliebt ist und auch einen zweiten Teil spendiert bekam. Die Entwickler, Frozenbyte, haben nun ein neues Spiel entwickelt, was die Spielgemeinde wohl doch etwas spalten wird. Oft wird dabei die Frage sein, ob die größten Kritiker das Spiel überhaupt verstanden haben oder ob sie nicht den Kopf zu früh in den Sand steckten. Allerdings muss man auch zugeben, dass das Spiel zwar sehr viel richtig macht und eine coole Spielidee hat, aber auch gleichzeitig doch sehr den Feinschliff vermissen lässt. Auf der Nintendo Switch allerdings hat das Spiel einen entscheidenden, wenn auch kleinen Vorteil gegenüber den anderen Versionen und kann, wenn man sich voll drauf einlässt, für viele Spielstunden sorgen.
Im Königreich ist der pure Frieden und die Helden, die früher das Reich beschützt haben, wurden schon seit Ewigkeiten nicht mehr gerufen. Doch immer mehr Monster und andere Kreaturen bedrohen die Umgebung und so kommt es, dass der König die Helden erneut ruft. Denn seine Töchter müssen zur Schule und können unmöglich den Weg alleine gehen. So sind zwei der Helden bereits unterwegs und eine Diebin schließt sich der Gruppe an. Was alle nicht ahnen ist, dass finstere Mächte einen teuflischen Plan haben und das Königreich in ernsthafter Gefahr ist. Davon mal abegsehen: Die Töchter des Königs werden wohl nicht pünktlich zur Schule gehen können...
Helden retten Prinzessin wäre zu simpel gewesen? Helden bringen die Prinzessin zur Schule klingt aber auch nicht so schön oder? Doch über die sehr simplen Story muss man schnell hinwegsehen und die Entwickler machen sich mit der Inszenierung selbst darüber lustig. Allgemein muss man wirklich sagen, dass man sich bei den Zwischensequenzen wirklich Mühe gegeben hat und ich wünsche mir tatsächlich die Geschichte auch als Comic oder TV-Serie. Der Humor bleibt auch im Spiel oft erhalten. Einziges Problem sind tatsächlich die Textpassagen. Die Schriftart ist nicht immer glücklich gewählt und auch die Schriftfarbe ist nicht gut durchdacht. Oft kann man einzelne Passagen gar nicht richtig lesen und besonders beim Tutorial ist dies nicht wirklich zielführend.
Das Tutorial ist so oder so noch ein Thema für sich. Denn das erklärt dir vielleicht die Steuerung, aber nicht das Spielprinzip. Nach einer sehr kurzen Einführung, wird man schon in die erste Schlacht geschickt und ist schlichtweg überfordert. An dieser Stelle kann ich mich an das Nintendo Switch Event erinnern, wo keiner bei uns so richtig wusste, was das eigentlich ist und wie es funktioniert. Nach mehreren Stunden Spielzeit weiß ich auch nun warum. Später kann man das Spiel sehr gut auch zwischendurch spielen, aber besonders am Anfang lohnt es sich, sich viel Zeit zu nehmen und einzelne Aspekte genau zu beobachten. Die Lernkurve ist dabei sehr hoch und man findet sich immer besser zurecht. Dennoch ist es fragwürdig, dass das Spiel einen so im Stich lässt. Ich mag es auch nicht wirklich an die Hand genommen zu werden, aber hier hätte man vielleicht doch noch das eine oder andere Wort zum Spiel verlieren sollen. Ein paar kleinere Tipps von mir noch dazu. Steckt nicht nach der ersten Stunde den Kopf in den Sand und übt euch in Geduld. Auch eine große Hilfe war mir der Thread zum Spiel in unserem Forum. Pascal, dessen Zusatzfazit ihr unten finden könnt, hat da ganz nützliche Informationen für Einsteiger aufgeschrieben, und sie verhalfen mir dazu, diesen Test doch noch fertig zu bringen.
Dieser Gegner zählt noch zu den leichten und unspektakulären Endbossen. Dennoch kann man schon hier verzweifeln.
Aber wie genau funktioniert nun das Spiel? Auf der unteren rechten Seite habt ihr eine Karte zum jeweiligen Gebiet, was am Anfang entweder ein mystischer Wald oder eine Schneelandschaft ist. Mit dem rechten Stick könnt ihr immer einen Punkt auswählen und dahinlaufen. Der Weg sollte vorher schon etwas ausgearbeitet sein, da man nicht so oft zurück kann. Wenn ihr doch mal den Weg zurückgeht, verliert ihr eine Kerze, und gehen euch die Kerzen aus, haben eure Helden versagt. Die einzelnen Punkte können Truhen, Händler, Glücksspieler oder auch Ausdauerlager sein. Letzteres frischt die Ausdauer auf, was ich gern später noch erklären werde. Auch einzelne Schlachten sind auf der Karte zu finden, sowie eben auch Endbosse, die oft sehr schwer zu meistern sind. Der schnellste und unkomplizierteste Weg ist der einfachste? Das wird sich rächen. Je mehr Gold man durch die Kämpfe bekommt, desto mehr Zaubersprüche oder Items wird man später bekommen können und auch selbst wird man mehr Erfahrung sammeln können. Wer glaubt einfach so einen Run zu schaffen, der irrt sich gewaltig. Habt ihr die ersten zwei Bosse besiegt, bekommt ihr einen neuen Helden und geht weiter der Geschichte nach. Solltet ihr sterben, müsst ihr wieder komplett von vorne anfangen. Dies ist die Strafe für euer Versagen, aber eine Niederlage ist hier auch gleichzeitig ein Gewinn. Denn durch die Seelen, die ihr während des Runs gesammelt habt, könnt ihr neue Gegenstände oder Zauber freischalten, die dann ab dem nächsten Versuch auch zu finden sind. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ihr immer besser werdet.
Die Kämpfe zu erklären ist wahnsinnig kompliziert und ich möchte dabei gar nicht so ins Detail gehen, aber die wesentlichen Grundlagen erläutern. In einem Kampf hat man 3 Klassen: einen Magier, der kaum Nahkampfschaden verursacht, einen Krieger, der die Gegner zurechtweist und eine Diebin, die im Nahkampf einiges an Schaden verursacht. Die Helden laufen dabei von links nach rechts und die Gegner wie Zombies oder Skelette in die entgegengesetzte Richtung. Ich habe vorhin erwähnt, dass man mit sogenannten Ausdauerlagern die Ausdauer regenerieren kann. Das ist sehr wichtig. Denn sind die Ausdauerpunkte von eurem Helden weg, so kann er die Attacken der Gegner nicht mehr blocken und seine Energieleiste geht nach unten. Ganz wichtig: Ist ein Held gestorben ist auch das komplette Spiel vorbei. Dabei hat man also auch dann 3 Reihen. Mit den Tasten X, Y und B wählt ihr die jeweilige Reihe aus und könnt mit dem Helden aus der Reihe den Gegner attackieren, wenn ihr A dabei drückt. Euer Held rennt dann nach vorn und versucht den Gegner zu vermöbeln. Die haben allerdings auch diverse Ausdauerpunkte und müssen ebenfalls diese verlieren, eh sie auch an Energie verlieren. Während euer Held nach vorne rennt ist der Platz der Reihe leer. Nun könnt ihr auch einen weiteren Helden auswählen und ihn an diesen Platz bringen. Dabei ist sehr wichtig zu beachten, dass ihr nicht pausenlos attackieren könnt. Eure Nahkampfattacken haben eine gewisse Regenerationszeit. Mit dem linken Stick könnt ihr zudem auch Zauberfähigkeiten auswählen. Damit kann man deutlich leichter die Ausdauerpunkte auf 0 setzen oder sich einen Vorteil verschaffen. Besonders Flächenzauber sind nicht zu unterschätzen. Wem das jetzt alles zu hektisch vorkommt, der kann beruhigt sein. Man kann jederzeit das Spiel pausieren und so in Ruhe seine Züge überlegen. Denn ohne Taktik wird man in diesem Spiel ganz schnell alt aussehen und gerade die Bosskämpfe verlangen einiges ab.
Hütchenspielertricks! Wenn ihr die falsche Kiste anwählt, dürft ihr wieder bezahlen. Ansonsten bekommt ihr dadurch einen neuen Zauber!
So weit, so gut. Bei den Kämpfen sollte man drauf achten, dass man auch gewisse Gegnertypen schnell ausschaltet oder mit einem Zauber einen Heiler zum Beispiel für kurze Zeit aus dem Spiel nimmt. Diese taktische und doch sehr komplexe Note hätte ich dem Spiel gar nicht so wirklich zugetraut. Allerdings muss man auch sagen, dass die Kämpfe auch schnell eintönig werden können und man später lieber nicht das Spiel stundenlang zockt. Aber gerade für kleinere Zockerrunden zwischendurch hat man wohl auch Monate später viel Spaß daran. Die Nintendo Switch ist für dieses Spiel wie gemacht. Will man wirklich sich mehr damit beschäftigen und lange Sessions einlegen, dann geht das am TV natürlich super. Aber auch ein kleiner Kampf zwischendurch in der Bahn hat seinen Reiz. Die Welten sind dabei zwar Abwechslungsreich, aber dafür nicht sonderlich schön gemacht. Die Animationen der Charaktere dagegen können sich sehen lassen. Zudem kann man sehr viele neue Helden freischalten, es gibt viel zu entdecken und man hat auch verschiedene Enden. Allerdings kann das Spiel später auch ganz schön unfair werden und Glück wird dabei ein ganz wichtiger Faktor. Dadurch muss man wieder von vorne anfangen und dies kann einen, wenn man bereits weit gekommen ist, auch sehr frustrieren. Durch die verschiedenen Enden und anderen Dinge, die man freischalten kann, ist die Langzeitmotivation gegeben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch sehr oft das Spiel anwerfe für kleinere Runden.
Die Präsentation des Spiels ist, wie bereits angedeutet, nicht immer Top. Die schlechten Textkästchen oder auch die lieblosen Welten trüben den Gesamteindruck. Besonders wenn man sich die tollen Zwischensequenzen ansieht oder auch einzelne Animationen, ist die restliche Präsentation doch sehr bitter. Gerade mächtige Zauber sehen teilweise schon richtig cool aus und erhöhen den Spaß enorm. Der Soundtrack stört nicht, aber ist eigentlich auch nicht wirklich erwähnenswert. Dafür muss man den Erzähler loben. Es ist eine wahre Freude, dem deutschen Sprecher zuzuhören. Hier hat man wirklich eine tolle Leistung geliefert und das ist definitiv eine Erwähnung wert. Die Ladezeiten sind extrem kurz und oft frage ich mich, warum überhaupt ein Ladebildschirm vorkommt. Zudem gab es keine Einbrüche und das Spiel lief stets absolut flüssig, auch wenn dies bei so einem Titel selbstverständlich sein sollte. Insgesamt sollte man wohl für den Preis allgemein nicht zu viel verlangen und das Spiel läuft insgesamt rund, ohne wirklich gravierende Mängel aufzuzeigen.
Unser Fazit
7
Spaßgarant