So viele Zahlen, dood!
Ich habe noch nie ein Taktik-RPG abseits der Advance Wars und Fire Emblem-Reihe gespielt – und doch erfüllt mich dieses Genre, wohl dank der sämtlichen Ableger dieser beiden Reihen, die ich gespielt habe, mit einer gewissen Faszination. Selbst unter großen Anhängern des Genres gilt die Disgaea-Reihe allerdings als sehr speziell. Darüber kann ich mich nicht äußern, eines kann ich allerdings mit Sicherheit sagen: Disgaea ist gänzlich anders, als dass ich das beispielsweise von Fire Emblem gewohnt bin. Viele Elemente, die ich von Fire Emblem als Selbstverständlichkeit gewohnt war, stelle ich nun, nach etlichen Spielstunden mit Disgaea 5 Complete, infrage. Ich werde im Laufe meines Testberichts noch das ein ums andere Mal auf einen Vergleich mit Fire Emblem eingehen – ich werde aber auch darauf eingehen, weshalb Disgaea 5 Complete eine außergewöhnliche Spielerfahrung darstellt, die kein Taktik-RPG-Fan verpassen sollte.
Bei Disgaea 5 Complete handelt es sich um eine Portierung von “Disgaea 5: Alliance of Vengeance“ für die Nintendo Switch. Das Original erschien erstmals im Jahr 2015 für die PlayStation 4. Wie der Name schon vermuten lässt, sind in Disgaea 5 Complete sämtliche DLC-Inhalte enthalten, die für das Original erschienen sind – unter anderem zählen dazu bekannte Charaktere aus älteren Disgaea-Ablegern, die Nintendo-Fans aber ohnehin unbekannt sein dürften. So viel sei gesagt: Ihr könnt bei Disgaea 5 Complete auch ohne Bedenken zugreifen, wenn ihr noch nie einen Disgaea-Ableger gespielt haben solltet. Alle Story-relevanten Charaktere werden in diesem Ableger erstmals eingeführt.
Wie ihr nun sicherlich wisst, handelt es sich bei dem Spiel um ein Taktik-RPG – der wohl naheliegendste Vergleich für Nintendo-Fans dürfte die schon erwähnte Fire Emblem-Reihe darstellen. Grob betrachtet ähneln sich die Reihen auch sehr stark: Das Kerngameplay besteht aus rundenbasierten Schlachten, in denen ihr eure Einheiten aus einer isometrischen Perspektive über Schlachtfelder lenkt und ihre verschiedenen Geschicke optimal ausspielt. Diese Grundidee wird natürlich mit jede Menge taktischer Tiefe und Rollenspielelementen gewürzt. So steigen eure Einheiten nach und nach in ihrem Level auf und wachsen in ihren Fähigkeiten, während sie außerhalb von Schlachten optimal von euch ausgerüstet werden wollen – doch dazu später mehr.
Verlieren wir zuerst einige Worte zur Handlung des Spiels. Spieler, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, seien zuallererst gewarnt: Da das Spiel lediglich über englische Bildschirmtexte verfügt, sind entsprechende und bestmöglich auch sehr gute Englischkenntnisse die vielleicht wichtigste Voraussetzung, um Gefallen an Disgaea 5 Complete zu finden. Die Story findet hauptsächlich in kleinen Sequenzen, inklusive Dialogen, vor und nach den Kämpfen statt – die meisten davon sind dabei in Englisch oder wahlweise auch Japanisch vertont. In der Welt von Disgaea gibt es unzählige sogenannte “Netherworlds“ – Planeten, die von Dämonen besiedelt werden. Bei dem mächtigsten Dämon einer Netherworld handelt es sich um den sogenannten Overlord. Als Grundprämisse werden in Disgaea 5 Complete viele Netherworlds von dem Dämonen-Imperator “Void Dark“ unterdrückt und verwüstet.
Zusammen mit dem Protagonisten des Spiels, Killia, schließt ihr euch mit einigen Overlords diverser Netherworlds, die von Void Dark zerstört oder unterdrückt wurden, zusammen, um diesen und seine Armee, “The Lost“, zu vernichten und alle anderen Netherworlds zu retten. Eure Verbündeten, die sich euch nach und nach anschließen, könnten dabei kaum unterschiedlicher ausfallen: Seraphina, Overlord der Gorgeous Netherworld, ist sehr aufbrausend und gegenüber ihren Untertanen fast schon tyrannisch. Red Magnus, Overlord der Scorching Flame Netherworld, ist ein wahres Kraftpaket, dem es, bei all seinen Muskeln, allerdings an Gehirnmasse fehlt, womit ihn unter anderem Seraphina auch sehr gerne aufzieht. Die Beweggründe eurer Verbündeten fallen dabei ebenso unterschiedlich aus – die meisten werden aber von einem Rachegedanken getrieben.
Nach dem Ende eines jeden Kapitels liefert euch Seraphina eine skurrile Wunsch-Episodenvorschau auf das nächste Kapitel.
Die Story von Disgaea 5 Complete ist weder allzu komplex, noch wird sie euer Motivationsgrund sein, das Spiel zu spielen – sie versteht es allerdings wunderbar, sich auf eine Art und Weise aufzubauen, die euch in zahlreiche verschiedene Netherworlds führt, wo sich der motivationsgebende Faktor des Spiels, das Gameplay, voll und ganz ausbreiten kann. Für ein oftmaliges Schmunzeln sind die Dialoge zwischen den diversen Persönlichkeiten aber allemal gut. Nicht nur geben sie euch ein gutes Gefühl für die Charaktere, dadurch wachsen sie euch auch ans Herz. Die Gespräche sind nicht selten mit überdrehtem Humor gespickt und hinterlassen einen charmanten Eindruck – sowohl während, als auch abseits von Missionen.
Ein gutes Stichwort – damit können wir uns einmal langsam dem Gameplay von Disgaea 5 Complete annähern. Viele Stunden eurer Spielzeit werdet ihr in der sogenannten Pocket Netherworld, einer Art Raumschiff von Seraphina, verbringen. In diesem Areal könnt ihr euch frei mit dem von euch auserkorenen Charakter bewegen. Dort spazieren all eure kommunikationsfreudigen Einheiten umher, ihr findet mehrere Shops und Möglichkeiten, eure Fähigkeiten zu verbessern, ihr habt die Möglichkeit, neue Einheiten zu rekrutieren und vieles mehr. Von dort aus begebt ihr euch auch auf eine Mission in einer der zahlreichen Netherworlds, die ihr nach und nach freischaltet. Eure Möglichkeiten in der Pocket Netherworld häufen sich dabei mit steigendem Spielfortschritt immer weiter an. Das hilft euch dabei, nicht direkt zu Beginn von den unzähligen Aktivitäten, die ihr in der Pocket Netherworld nicht ungeachtet lassen solltet, erschlagen zu werden. Denn auch das ist ein gutes Stichwort.
Die Einstiegshürde in Disgaea 5 Complete ist ungemein hoch. Zu Beginn werdet ihr von umfangreichen Statistiken und Statuswerten nur so erschlagen. Darunter befinden sich natürlich auch übliche und leicht zu verstehende Vertreter wie Angriffs- und Verteidigungswerte, inwiefern all die Werte eure Einheiten beeinflussen und wie diese Werte zusammenspielen, dürfte euch anfänglich wahrscheinlich nicht selten ein einziges Rätsel sein. Erschwert wird dies dabei noch vom komplexen Spielsystem, das zunächst einmal verstanden werden will. Ich kann nicht wirklich behaupten, dass ich innerhalb der ersten 5-10 Spielstunden immer wusste, was ich tat. Die meisten Spielelemente erschlossen sich mir nach und nach – vor allem Strategie-RPG-Fans, die bisher hauptsächlich Fire Emblem gespielt haben, werden sehr schnell verstehen, wovon ich spreche.
Im Gegensatz zu Disgaea macht Fire Emblem einen sehr versimpelten Eindruck. Beispielsweise kann man sich in Disgaea lediglich die mögliche Bewegungsdistanz von Feinden anzeigen lassen – die Reichweite eines potenziellen Angriffs muss selbstständig addiert werden, was einem in Fire Emblem wiederum abgenommen wird. In Fire Emblem gibt es ein Dreiecksprinzip, das die Effektivität von Waffenkategorien darstellt – in Disgaea gibt es nicht nur weit mehr verschiedene Waffen, verschiedene Einheiten kommen auch mit verschiedenen Attributen daher, was die Resistenzen gegen bestimmte Waffenarten angeht. Eine solch komplexere Herangehensweise erwartet Fire Emblem-Kenner bei nahezu allen Aspekten des Spiels. Was euch anfangs allerdings unnötig kompliziert erscheint, wollt ihr später, sobald ihr euch darin eingefunden habt, nicht mehr missen.
Die diversen Missionen in Disgaea 5 Complete werfen euch meist in ein Schlachtfeld der thematisch unterschiedlichen Netherworlds und ihr habt die Aufgabe, es von sämtlichen Gegnern zu befreien. Euer Startpunkt für jede Mission ist das sogenannte “Base Panel“ – von dort aus habt ihr Zugriff auf all eure Einheiten. Bis zu zehn davon eurer Wahl könnt ihr am Kampfgeschehen teilhaben lassen – eingesetzte Einheiten könnt ihr durch eine Rückkehr zum Base Panel allerdings auch wieder dem Schlachtfeld entnehmen, sollte es die Situation erfordern. Während eures Zuges könnt ihr nun sämtliche eurer Einheiten frei über das Raster des Schlachtfelds bewegen, je nachdem, über wie viel Bewegungsfreiheit die entsprechende Figur verfügt, und verschiedene Aktionen mit ihnen vollführen. Aktionen, wie beispielsweise Angriffe oder die Verwendung von offensiven oder unterstützenden Fähigkeiten, werden dabei immer zuerst registriert und nicht etwa direkt ausgeführt. Durch einen Klick auf “Execute“ in eurem Aktionsmenü, das ihr jederzeit aufrufen könnt, werden alle registrierten Aktionen in der Reihenfolge ausgeführt, in der sie registriert wurden. Das spielt in diversen Situationen eine große Rolle und bietet euch eine Menge taktische Freiheit – so könnt ihr beispielsweise den Angriff mehrerer eurer Einheiten auf einen einzigen Feind registrieren, um anschließend eine Kombo vom Stapel zu lassen. Bei benachbarten, angreifenden Einheiten besteht darüber hinaus die Chance auf einen Teamangriff, der mehr Schaden verursacht und mit coolen Animationen daherkommt. So könnt ihr eine Einheit beispielsweise auch nur temporär neben einer angreifenden Einheit positionieren, um die Chance auf einen Teamangriff zu eröffnen.
Angriffsmöglichkeiten gibt es selbstverständlich jede Menge, je nach Waffenkategorie – Pistolen können auf einer geraden Linie bis über fünf Felder angreifen, Bögen sind auch für diagonale Distanzangriffe zu gebrauchen, Lanzen attackieren eure Feinde sowohl im Nahkampf, als auch über zwei Felder hinweg, Schwerter und Äxte sind mächtige Nahkampfwaffen. Mit jeder Waffenkategorie schaltet ihr nach und nach spezielle Fähigkeiten frei, die ihr unter Verwendung von SP (Special Power) freisetzen könnt. Diese kommen jeweils mit eigenen Bedingungen in Sachen “Reichweite“ daher – viele Fähigkeiten können sogar mehrere Ziele treffen und verbessern sich bei häufiger Verwendung, was insbesondere für Magieangriffe gilt, die jeweils einem von vier Elementen zugeordnet sind. Die Angriffskraft verschiedener Waffen hängt dabei auch von unterschiedlichen Statuswerten ab – INT (Intelligence) spiegelt die Angriffskraft magischer Fähigkeiten wider, HIT (Hit Rating) steht unter anderem für die Durchschlagskraft mit Fernwaffen wie Pistolen, ATK (Attack) steht für die reine Muskelkraft in Verbindung mit Nahkampfwaffen. Nachdem ihr sämtliche Aktionen durchgeführt habt, könnt ihr euren Spielzug im Aktionsmenü beenden, woraufhin der Gegner zieht. All eure registrierten Aktionen werden dabei beim Beenden einer Runde ausgeführt, sollte das noch nicht passiert sein.
Doch eure Aktionen bestehen nicht nur aus den Angriffen auf Gegner. Ein zentrales Spielelement in Disgaea 5 Complete ist die sogenannte “Lift & Throw“-Mechanik. Jede Einheit kann bis zu neun andere Einheiten hochheben und bei Bedarf werfen – wie weit, hängt dabei vom entsprechenden Statuswert ab. Auf diese Weise könnt ihr nicht nur schnell eine große Distanz überbrücken, in Form eines skurril aussehenden Turms könnt ihr auch mächtige Angriffe vollführen. Die getragenen Einheiten können dabei nicht angegriffen werden – lediglich die unterste Einheit kann vom Feind anvisiert werden. Das könnt ihr nicht nur dafür nutzen, um fragile Einheiten vor Angriffen zu schützen, sondern ihr könnt auch Gegner daran hindern, anzugreifen – diese können nämlich ebenfalls gestapelt werden. Haltet einen Gegner hoch, und er kann lediglich die Einheit attackieren, die ihn trägt – bei Bedarf könnt ihr ihn auch wegwerfen. Sehr praktisch! Das hochheben von Verbündeten und Feinden ist allerdings menschlichen Einheiten vorbehalten – Monster, die ebenfalls an eurer Seite kämpfen können, greifen stattdessen auf eine andere Fähigkeit, dem sogenannten “Magichange“, zurück. Dabei verwandelt sie sich in eine Waffe, die von einer menschlichen Einheit getragen werden kann. Die Art der Waffe hängt dabei von der Art des Monsters ab.
Auch diverse Gegebenheiten der verschiedenen Schlachtfelder spielen in den Kämpfen eine Rolle. Höhergelegene Positionen werden bei Angriffen mit einer höheren Genauigkeit belohnt – Angriffe und Fähigkeiten haben dabei nicht nur eine maximale Reichweite in Form von Feldern, sondern auch einen maximalen Höhenbereich, in dem sie gewirkt werden können. Seitliche Angriffe oder eine Attacke hinterrücks verursacht mehr Schaden als ein frontaler Angriff – das solltet ihr auch für eure Defensive beachten. Bevor ihr euren Zug beendet, solltet ihr stets ein Auge auf die Blickrichtung eurer Einheiten werfen und sie bei Bedarf ändern, um Feinden keine Möglichkeit zu bieten, euch kalt zu erwischen.
In der Wahl der Charaktere, die ihr in den Kampf schickt, lässt euch Disgaea 5 Complete völlig freie Hand. Es gibt zahllose Klassen, die mit unterschiedlichen Attributen daherkommen und nach und nach in Level und Rang aufsteigen, wenn ihr sie verwendet. Je nachdem, welche Klassen ihr hauptsächlich beansprucht, könnt ihr natürlich in Situationen geraten, die euch nicht unbedingt in die Karten spielen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Grinding, also dem ständigen Wiederholen bestimmter Missionen, um bestimmte Einheiten in ihrem Level aufsteigen zu lassen, in Disgaea 5 Complete durchaus eine Rolle spielen kann. Wie entscheidend diese Rolle ist, hängt stark von eurer Spielweise ab. Natürlich könnt ihr einen Charakter vom Stand weg bis ins unendliche hochgrinden – empfehlenswert bzw. spaßig ist das aber sicher nicht. Nach dem Abschluss aller Missionen einer Netherworld habe ich in meinem Spieldurchlauf stets eine kurze Grinding-Session eingelegt, in der ich all die für mich relevanten Charaktere auf ein von mir festgelegtes Mindestlevel hochgearbeitet habe, sollten sie es noch nicht erreicht haben. Ein einziges Level kann, vor allem während des frühen Spielverlaufs, einen großen Unterschied machen – eine Einheit, deren Level zu niedrig ist, fällt euch sehr schnell zur Last. Sei es, weil sie aufgrund der geringen Anzahl an Trefferpunkten keine Angriffe einstecken kann, oder wegen eines zu schwachen Angriffs, der keinerlei Auswirkung auf den Kampfverlauf nehmen kann.
Die Qual der Wahl: Klassen gibt es in Disgaea 5 Complete sehr viele – und die Anzahl wächst mit steigendem Spielfortschritt.
Neue Kämpfer könnt ihr gegen HL, der Währung des Spiels, in der Pocket Netherworld rekrutieren, was sehr ulkig präsentiert ist. Ihr habt die Wahl zwischen vielen verschiedenen Klassen – durch das Erfüllen von optionalen Quests, die aus verschiedenen, passiven Aufgabenstellungen bestehen, könnt ihr die Auswahl an Klassen darüber hinaus erweitern. Jede Klasse kommt natürlich mit unterschiedlichen Attributen daher, die sich vor allem in Resistenzen, allgemeinen Statuswerten und Waffenleveln widerspiegeln. Jede Klasse bevorzugt eine bestimmte Waffenkategorie, oftmals auch mehrere pro Klasse. So vollführt jede Klasse natürlich eine andere Rolle, da aber jede Klasse prinzipiell jede Waffenart führen kann, können sie dennoch sehr vielseitig eingesetzt werden, je nach euren Bedürfnissen. Die Kriegerin ist beispielsweise eine gute Allrounderin in Sachen “Angriff“, “Verteidigung“ und “Lebenspunkte“, ist allerdings auch sehr anfällig für magische Angriffe, insbesondere das Element “Wind“ betreffend. Entscheidet ihr euch für eine Klasse, so könnt ihr eurer neuen Einheit einen Namen geben – dies wird dabei so aufgezogen, dass in allen Netherworlds nach einer Person gesucht wird, die exakt euren Wünschen entspricht, dem Namen und der Farbgebung inklusive. Die Farbe könnt ihr nämlich ebenfalls anpassend – anfangs könnt ihr lediglich zwischen vorgefertigten Farbsets auswählen, bei Bedarf schaltet ihr allerdings auch eine Funktion frei, die euch eure Charaktere exakt einfärben lässt. Auch bei der Stimme eures neuen Kämpfers habt ihr die Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten, Persönlichkeit besitzen die von euch rekrutierten Kämpfer allerdings nicht. Sie werden nicht in die Handlung miteinbezogen, sondern dienen lediglich als charakterlose Soldaten eurer Armee. Gegen eine größere Menge an HL könnt ihr die Statuswerte und das Level eures neuen Mitstreiters dabei zusätzlich boosten, sodass ihr jederzeit einen neuen Kämpfer rekrutieren könnt, ohne diesen selbstständig auf das aktuell nötige Level bringen zu müssen. Permanent sterben können eure Einheiten übrigens nicht. Sollten sie in einem Gefecht sterben, sind sie lediglich so lange kampfunfähig, bis ihr sie optimaler Weise nach erfolgreichem Abschluss eurer Mission gegen HL wiederbeleben lasst.
Ein unbewaffneter Kämpfer bringt euch aber natürlich nichts, solange er keine Ausrüstung trägt. Diese setzt sich aus bis zu zwei Waffen, die im Spielgeschehen fließend gewechselt werden können, und drei Rüstungsgegenständen zusammen, die ihr beispielsweise in einem Geschäft für Ausrüstung kaufen könnt. Immer nach Abschluss aller Missionen einer Netherworld stehen euch dort neue Waren zur Verfügung, mit denen ihr eure Kämpfer ausstatten könnt – die Rüstungsgegenstände verleihen euren Charakteren dabei nicht nur eine bessere Verteidigung, je nach Gegenstand verbessern sie auch andere Statuswerte. Ausrüstungsgegenstände erhaltet ihr auch bei Abschluss von Missionen – wie auch eine unterschiedliche Summe an HL oder Konsumgegenstände. Was genau ihr bekommt hängt dabei von eurer Leistung ab – in jeder Mission könnt ihr bis zu neun Bonusitems abgreifen.
Das Haushalten mit HL spielt im Spielverlauf von Disgaea 5 Complete eine entscheidende Rolle. Das Ausrüsten eurer Kämpfer mit starken Waffen ist ebenso entscheidend, wie deren Level, solltet ihr siegreich aus einer Schlacht hervorgehen wollen. Doch nicht nur HL ist ein wichtiges Gut, auch das sogenannte “Mana“ solltet ihr mit Bedacht einsetzen. Mana fungiert als eine Art zweite Währung – ein Kämpfer erhält Mana, sobald er einen Feind bezwingt. Mit Mana könnt ihr in der Pocket Netherworld einiges anstellen. Wichtig ist dabei allerdings, dass Mana immer an den entsprechenden Kämpfer gebunden ist. Unter Verwendung von Mana könnt ihr beispielsweise die Fähigkeiten eines Charakters verbessern, passive Fähigkeiten kaufen oder eine Versammlung zu einem bestimmten Thema einberufen.
Ihr wollt beispielsweise die angesprochene Möglichkeit, all eure Charaktere frei einzufärben? Darüber muss das Parlament der Pocket Netherworld zuallererst abstimmen! Dies läuft so ab, dass ihr euch in einen Versammlungssaal begebt, wo verschiedene Abgeordnete unterschiedliche Haltungen zur entsprechenden Forderung eurerseits einnehmen. Sollte euch deren einsehbare Haltung nicht zusagen, könnt ihr einzelne Abgeordnete mithilfe von Geschenken bestechen, um eure Chancen zu erhöhen, sobald es zu einer Abstimmung kommt. Sollte sich die Mehrheit dennoch gegen eure Forderung entscheiden, könnt ihr versuchen, eure Forderung gewaltsam in die Tat umzusetzen, indem ihr einen Kampf mit den Parlamentsmitgliedern austragt – diese sind euch zum Großteil aber weit überlegen, solltet ihr eure Charaktere nicht bis ins Unendliche hochgegrindet haben. Mithilfe dieser Versammlungen kann sehr vieles in Kraft treten – allzu viel will ich euch allerdings nicht vorwegnehmen. Diese Versammlungen gestalten sich, wie viele andere Elemente der Pocket Netherworld, jedoch als rein optional.
Ihr seht schon: Ich kann nicht einmal versuchen, all die Aspekte anzuschneiden, die Disgaea 5 Complete ausmachen. Sowohl im eigentlichen Spielgeschehen, als auch außerhalb davon in der Pocket Netherworld gibt es unzählige komplexe Mechaniken, die sich euch nach und nach erschließen und die reibungslos ineinandergreifen. Es sei auch erwähnt, dass euch das Spiel zu ziemlich allen Spielelementen, die euch im Laufe eures Abenteuers erwarten, Hilfen in Form von Texten zur Verfügung stellt, die ihr jederzeit aufrufen könnt. Nach und nach bekommt ihr somit ein immer umfassenderes Verständnis für all die Mechaniken des Spiels, was eine wahre Sogwirkung zur Folge hat. Seid ihr erst einmal auf den Geschmack des Spielprinzips gekommen, lässt es euch so schnell nicht mehr los. Alleine das Hauptabenteuer bietet mit 16 Kapiteln massig Umfang, zu tun gibt es darüber hinaus allerdings noch weit mehr. Es gibt einige alternative Enden, die, vom richtigen Ende abgesehen, aber lediglich als eine Art alternatives Game Over dienen, solltet ihr an bestimmten Missionsvorgaben scheitern.
...oder witzige Dialoge zwischen den Hauptcharakteren auslösen, die euch über deren Persönlichkeiten oder Hintergründe der Handlung aufklären!
Zuletzt noch einige Worte zur audiovisuellen Präsentation des Spiels. Optisch dürfte Disgaea 5 Complete keine Bäume ausreißen – die verschiedenen Umgebungen sind zwar liebevoll gestaltet, strotzen allerdings nicht vor Details. Die Charaktersprites sind liebevoll gestaltet und charmant animiert, reizen die Power der Nintendo Switch aber keinesfalls aus. Die Effekte sind meist over the top und cool anzuschauen, technisch allerdings wenig beeindruckend. Das Charakterdesign muss einem natürlich zusagen – mir persönlich gefällt es sehr gut, weshalb ich vor allem die diversen Artworks der Charaktere, die während Dialogen zu sehen sind, sehr schätze. Trotz offensichtlicher Schwächen konnte mir die Ästhetik von Disgaea 5 Complete durchaus zusagen. Auch soundtechnisch präsentiert sich das Spiel zwar gelungen, allerdings auch nicht allzu beeindruckend. Vor allem der ruhige Song, der in der Pocket Netherworld zu hören ist, hat es mir aber sehr angetan. Die englische Synchronisation der Charaktere ist sehr gut gelungen und spiegelt die Charakterzüge der verschiedenen Persönlichkeiten sehr gut wieder – vor allem am “Dood!“ der Prinnies hört man sich zu keinem Zeitpunkt satt.
Während meiner Testphase habe ich Disgaea 5 Complete sowohl auf dem großen Bildschirm, als auch im Handheld-Modus gespielt – beides funktioniert wunderbar. Sowohl für den Tischmodus, als auch für das Spielen am TV sei gesagt, dass das Spiel den Nintendo Switch Pro Controller unterstützt, der dank eines größeren Control-Sticks vor allem ein präziseres Bewegen des Cursors ermöglicht. Gut spielbar ist Disgaea 5 Complete allerdings auch mit den Joy-Con – bestenfalls angebracht in der Joy-Con-Halterung.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel