DLC-Test zu Splatoon 3 - Erweiterungspass – Welle 2 - Nintendo Switch
Eine ganz neue Splatoon-Erfahrung
Schon vor der Veröffentlichung von Splatoon 3 teilte Nintendo mit, an einer kostenpflichtigen Erweiterung mit Perla und Marina von TentaCool zu arbeiten. Im Februar 2023 wurde man konkreter und kündigte einen Erweiterungspass zum Farbshooter an. Die erste Welle, die sich rund um Inkopolis dreht, erschien noch im selben Monat, ließ uns damals jedoch ernüchtert zurück. Alle Hoffnungen lagen also auf der zweiten Welle namens „Ruf zur Ordnung“, auf die Fans schlussendlich noch mal ein weiteres Jahr warten mussten. Seit dem 22. Februar 2024 ist der Erweiterungspass endlich komplett.

Die berüchtigten ∞-Kugeln aus der Octo Expansion dürfen hier natürlich nicht fehlen. Aber keine Sorge, diesmal können sie nicht herunterfallen.
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Wie ihr es aus dem Anarchie-Splatcast entnehmt, scheint irgendetwas auf dem Inkopolis-Platz vor sich zu gehen. Immer mehr Leute stehen anteilslos in der Gegend herum. Begebt ihr euch zum Ort des Geschehens, findet ihr euch schon bald als Nr. 8 – die Hauptfigur aus der Splatoon 2: Octo Expansion – im Sektor Ordnung wieder, einem korallenbleichen Ebenbild des sonst so belebten Inkling-Hotspots. Hier trefft ihr auf Perla, welche nun die Gestalt einer Drohne angenommen hat. Sie erzählt euch, dass Marina aus dem Turm der Ordnung gerettet werden muss. Gemeinsam macht ihr euch auf, die vielen Etagen zu erklimmen.
Genau wie vorangegangene Kampagnen in den Splatoon-Spielen hebt sich „Ruf zur Ordnung“ insofern von den kompetitiven Farbschlachten ab, als dass es sich um ein Einzelspielererlebnis handelt. Anstatt aber von A nach B durch kreative Level zu wandern, müsst ihr euch in diesem DLC allerhand kleinen Herausforderungen stellen, die sich auf überschaubaren und letztendlich durchschaubaren Arealen abspielen. Zu euren Aufgaben gehört es, Gegner oder Portale, aus denen sie herausströmen, zu besiegen, Kugeln oder einen Turm ans Ziel zu befördern oder Zonen einzunehmen, wie man es aus dem Herrschafts-Modus kennt.
Der Clou an der Sache: Welche Aufgaben zu erledigen sind und mit welchen Fähigkeiten ihr antretet, ist bei jedem Durchlauf anders. Ich hatte einst meine Bedenken, was diesen Ansatz angeht, fühle mich nach dem mehrmaligen Durchspielen jedoch eines Besseren belehrt: Rogue-lite und Splatoon passen hervorragend zueinander. Die Spielmechaniken besitzen so viele Stellschrauben, an denen man im Kontext eines solchen Modus drehen kann – sei es der ausgeteilte Schaden, die Reichweite, eure Geh- und Schwimmgeschwindigkeit oder waffenspezifische Faktoren wie die Salvengröße bei Splatlings oder die Aufladegeschwindigkeit bei Konzentratoren.

Jede Etage erwartet euch eine neue Auswahl an Leveln. Manchmal ist sogar eine Automatenecke dabei, wo ihr euch erholen und Upgrades nachkaufen könnt.
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Noch dazu hat sich das Entwicklerteam viele weitere Fähigkeiten ausgedacht, mit denen ihr eure Figur zu einem wahren Powerhouse machen könnt. „Lenkwirkung“ etwa verleiht euren Schüssen eine Zielsuchfunktion, „Toxi-Tinte“ dagegen erhöht den Schaden, den Gegner in eurer Tinte nehmen, immens. Zu meinen Favoriten gehören jedoch Fähigkeiten, welche die Perla-Drohne mit Bomben oder Spezialwaffen ausstatten. Mit dem richtigen Set hagelt es so eine Explosion nach der anderen. Die euch zur Verfügung stehenden Optionen sind breit gefächert, entsprechend vielfältig fallen mögliche Taktiken zum Erklimmen des Turms aus.
Abhängig von eurer gewählten Waffe bekommt ihr es teils mit völlig anderen Etagen-Layouts und auswählbaren Upgrades zu tun, was der Abwechslung sicherlich zugute kommt. Nichtsdestotrotz wirkt der Umfang insgesamt ein wenig schwach auf der Brust. Nach nur wenigen Durchläufen zeigten die zugegeben clever entworfenen Spielideen ihre ersten Abnutzungserscheinungen. Bei den fünf immer gleichen Aufgabentypen, den drei immer gleichen Zwischenbossen und dem immer gleichen Endboss hat man den Dreh nun mal irgendwann raus. Geschockt werden kann man dann nur noch von hin und wieder auftretenden Zusatzbedingungen wie verstärkten Gegnern, Dunkelheit oder Restriktionen.
Die größte Motivationsquelle in „Ruf zur Ordnung“ ist für mich die Tatsache, dass kein Durchlauf umsonst ist. Egal ob ihr den Turm bewältigt oder mittendrin scheitert, eure Leistungen werden in eine Währung namens PRLN umgewandelt. Mit diesen könnt ihr bleibende Vorteile freischalten, die euer Leben in folgenden Durchläufen vereinfachen. So wird sichergestellt, dass mit genug Fleiß und etwas Geschick auch Anfänger weit kommen können. Selbst ich als Splatoon-Spieler erster Stunde habe mir an so manchem Level die Zähne ausgebissen und war froh drum, die Spielerfahrung anpassen zu können.

Nach dem Abschluss von „Ruf zur Ordnung“ könnt ihr zum Inkopolis-Platz reisen, der seit 2017 so manche Änderung durchgemacht hat
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Wenn ihr keinen Bedarf nach weiteren „Hacks“ für den Turm der Ordnung habt, könnt ihr eure PRLN auch für Extras bei Ciphers Laden ausgeben. Hier gibt es einige Ausrüstungsteile, Banner und auch Spind-Deko im Stil des DLCs zu ergattern. Profis, die was auf sich halten, können nach dem ersten Durchspielen sogar eine Option freischalten, auf ihre aktivierten Vorteile zu verzichten und dafür umso mehr PRLN zu erhalten, sofern der Durchlauf im Turm denn glückt. Beim Game Over gäbe es in diesem Fall dann tatsächlich gar nichts. High Risk, High Reward sozusagen. Das ist aber nichts für mich.
Anders als frühere Einzelspielermodi ist „Ruf zur Ordnung“ mit der Absicht entwickelt worden, mehrmals durchgespielt zu werden. Dies macht sich auch in seiner Länge bemerkbar. Einzelne Level dauern im Normalfall nie mehr als zwei Minuten, meistens sogar weniger als eine. Ein ganzer Durchlauf hat mich zuerst eine Stunde gekostet, später nur eine halbe. Wer dazu tendiert, die Dinge nur ein, vielleicht zwei Mal durchzuspielen und es dabei zu belassen, wird hieraus nicht viel Wert schöpfen können – oder zumindest nicht so viel wie bei einem von Anfang bis Ende mit Bedacht entworfenen Abenteuer wie der Octo Expansion.
Hierin sehe ich die größte Stärke, aber zugleich die größte Schwäche von „Ruf zur Ordnung“. Nintendo wagt etwas Neues für das Franchise, was spielerisch 1a funktioniert und Lust auf mehr macht. Aber es ist nicht etwas für jeden Geschmack und dann doch recht schnell gegessen. Diejenigen, die sich darauf einlassen, können aber sicher sein, die gewohnt hohe Splatoon-Qualität zu erleben, was Gegnerdesign, Bosse, Musik und nicht zu vergessen Story anbelangt. Wobei Letztere hier hauptsächlich aus Tagebucheinträgen besteht, welche die Brücke zwischen Splatoon 2 und 3 schlagen und spannende Lore zu bieten haben.
Unser Fazit
