Review: Lacuna (2021)

Mit Lacuna hat Entwickler DigiTales ein wunderbar kurzweiliges Adventure im Portfolio, das neben seiner spannenden Story pixelweise Blade Runner-Atmosphäre liefert. Ob's was taugt? - Wir schauen rein.


Story


Unsere Spielzeit verbringen wir überwiegend in einer fiktiven Metropole (Lacuna?), wo wir im Rahmen unseres Jobs als Ermittler einer Verschwörung auf der Spur sind: Es geschehen seltsame Morde, Bomben explodieren, Onlinearchive werden manipuliert und schließlich gerät sogar unsere Familie in einen Sog aus Halbwahrheiten, der die Grenzen zwischen Gut und Böse zunehmend verschwimmen lässt. Dass die Wurzeln der so gesponnenen Intrige offenbar in ferner Vergangenheit liegen, ist angesichts vielfältiger politischer und religiöser Wirren nur wenig überraschend und hält das Motivationslevel angenehm hoch.


Gameplay


Spielerisch entpuppt sich die knapp 6-stündige Tour de force als klassisches Adventure aus der Seitenansicht, bei dem die nach und nach verfügbaren Gebiete diverse Hotspots aufweisen. Mit diesen interagieren wir kontextabhängig, erhalten so Informationen oder (Neben-) Aufträge, und machen uns mit deren Hilfe schließlich an die Lösung spezieller Fallakten.


Was Lacuna von anderen Genrevertretern unterscheidet, ist der hier zum Zuge kommende Fokus auf Lore: Um die Fallakten zutreffend und im Sinne der Spieler*innen zu lösen, müssen Hinweise aus unterschiedlichen Quellen kombiniert werden, wobei sich die so gewonnenen Erkenntnisse im Verlauf der Ermittlungen mehrfach ändern können. Und während Akten, Mails oder Notizen im Menü stets zur Einsicht bereit stehen, bereitet gerade das erneute Durchforsten eines Gesprächsprotokolls mit einem NPC eher wenig Freude.

Zur Rekonstruktion der zeitlichen Abfolge eines Falles (und somit zu dessen Lösung) ist das mitunter jedoch unumgänglich, weshalb ihr eure Fallakten unbedingt aktuell halten solltet: Sobald ihr etwas Neues zu einer aktiven Akte erfahrt, passt die entsprechende Multiple-Choice-Auswahl an - so kommt ihr gegen Ende der Ermittlungen nicht ins Schwimmen und könnt informierte Entscheidungen treffen.


Apropos Entscheidungen: Lacuna ist keine Welt von Schwarz und Weiss, weshalb ihr bei der Lösung von Fällen und in sozialen Situationen immer wieder die Wahl habt. Die Wahl zwischen lone wolf und Teamplayer, die Wahl zwischen bewusst gelegten falschen Fährten und Aufrichtigkeit, die Wahl zwischen Skalpell und Elefant im Porzellanladen. Und während die Konsequenzen der meisten Entscheidungen durchaus absehbar sind, vermittelt Lacuna nie das Gefühl einer Moralabfrage, sondern respektiert die Entscheidungen der Person vor dem Bildschirm, sofern diese mit den Auswirkungen ihres Handelns klarkommt.


Die so gesponnenen Konflikte sind dem entsprechend spannend und zutiefst menschlich, teilweise nicht "richtig" zu lösen und gerade dadurch nachvollziehbar. Für mich einer der großen Vorzüge des mit verschiedenen Enden aufwartenden Gesamtpakets, zumal zugunsten des Spannungsbogens auf allzu abgedrehtes Rätseldesign verzichtet wird.


Technik


Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur technischen Umsetzung, die für meinen Geschmack hervorragend gelungen ist: Lacuna setzt auf eine nicht allzu feingliedrige Pixelvariante mit moderner Beleuchtung, die trotz ihrer Abstraktionshöhe wunderbar detailreich bleibt. Die lebendig gestalteten Umgebungen vermitteln urban-dystopisches Flair, NPCs sind sehr gut lesbar und für Details wie den nach unten blickenden Hauptcharakter beim Hinabgehen von Treppen möchte man die Entwickler metaphorisch küssen.


Nimmt man hierzu schließlich noch die zwischen Noir und Retrosynth oszillierende Soundkulisse, steht einem stimmungsvollen Ausflug nichts mehr im Wege. Viel Spaß!


Status: finished (6h)

Wertung: #rgz

Kommentare 6

  • Lacuna hat mir auch sehr gut gefallen. Ich habe es nur einmal durchgespielt daher weiß ich nicht wie sehr sich Entscheidungen auswirken. War aber zufrieden mit dem Ende.

  • Hallu, wollte dir mitteilen, dass es auch Funktion namens "Lesertests" gibt. Dafür musste auf das jeweilige Spielprofil gehen :P

    Herz 1
    • Bin noch etwas neu hier - danke für den Hinweis! Anschließend aber gleich die Frage: Kann man das verschieben oder ist Löschen&Reposten das Mittel der Wahl?

    • Geht leider nur mit Löschen und Reposten D:


      Und willkommen bei uns!

    • Auch ein herzliches Willkommen von mir. :)


      Gerne Löschen und reposten. Ein Blog wird mit der Zeit schwieriger auffindbar als ein Lesertest. Letzterer sieht auch professioneller aus und ist für einen ausgefeilten Text wie deinen angemessener.

    • Danke auch dir - ich struggle noch ein wenig:


      Der Blog soll sich um verschiedene Gedanken zu meinem Backlog drehen, also random Beobachtungen, aber auch (Kurz-) Reviews gespielter Spiele auf verschiedenen Systemen. Wenn ich die Switch-Reviews nun auslagere, geht dieser Chronik-Faktor so ziemlich verloren, was doof wäre.


      Andererseits leuchtet mir auch das Ordnungsargument ein...