Alles anzeigenGut, ich finde es sehr wichtig und beruhigend, dass du Menschen um dich herum hast, die dich kompetent unterstützen können, auch wenn es eine Zeit dauern wird.
Oh Mann, da fehlen mir glatt die Worte. Boah.
scheint bei dir (vereinfacht ausgedrückt) ein großer Konflikt zwischen deinen Idealen und der Realität zu bestehen, zum Beispiel zwischen deinem Wunsch nach einer liebevollen Familie und der wahrgenommenen Gleichgültigkeit dir gegenüber.
Und manche Konflikte lassen sich leider nicht endgültig lösen, manche Ideale nicht erreichen.
Dann ist es wichtig, früher oder später seine Gedanken auf andere Ideale und Wünsche zu richten, auf solche, die realisierbar sind. Und es erscheint mir manchmal auch hilfreich, schlechte Dinge erstmal als schlechte Dinge zu akzeptieren, bis sie irgendwann vielleicht nicht mehr so viel Raum einnehmen und dich weniger belasten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Zufriedenheit und Glück, eine gewisse Ausgeglichenheit, in der man sich wohlfühlt, auch erreichen lassen, wenn man ein positives Gegengewicht zu den negativen Dingen schafft, die einen belasten. Das dauert Zeit.
Die Anhedonie ist dahingehend ein erster und sehr wichtiger Anhaltspunkt. Die Unlust und Unfähigkeit Freude zu empfinden bei Dingen, die dir bisher Spaß gemacht haben, könnte darauf hinweisen, dass einige dieser Dinge assosiativ an Dinge geknüpft sind, die dich belasten.
(Ich konnte zum Beispiel lange Zeit vieler meiner Lieblingsbands nicht mehr hören, weil mich die Lieder an ein negatives Ereignis erinnert haben.)
Ich war mal Ersthelfer bei einem Unfall mit Todesfolge. Als ich eintraf, war es schon zu spät. Bevor ich zur Unfallstelle kam, lief bei mir ein Mixtape mit verschiedenen Lieblingssongs. Und immer wenn ich später eines der Lieder irgendwo hörte oder auch nur die Band, von der es war, kamen die Bilder des Unfalls zurück und der unrealistische und schon tausdmal gedachte Gedanke, ob ich etwas hätte ändern können. Nach ein paar Jahren war es dann wieder möglich, Musik zu hören und inzwischen ist es ganz normal. Also nehme ich an, dass ich es irgendwie verarbeitet habe.
Alle unbelasteten Dinge hingegen sind gerade sehr wertvoll. Alles, was dich ablenkt und dir gut tut, trägt zum positiven Gegengewicht bei. Auch wenn es noch so kleine, unbedeutend erscheinende Sachen sind.
Die Therapien können dir dann auch helfen, Stück für Stück auch die Lust an einigen Dingen wiederzugewinnen, an denen du gerade keine Freude findest.
Das alles braucht Zeit und Übung. Eine Übung ist zum Beispiel, dass man sich immer dann, wenn man an etwas denkt, das einen belastet, direkt vor Augen führt und bewusst macht: Okay, das ist eine Sache, die ist schlecht, die belastet mich, aber ich kann sie nicht ändern. So beginnt man allmählich seine Sorgen zu "sortieren" und auf den Stapel der schlechten Dinge zu legen. Man durchbricht damit langsam das zwanghafte Nachdenken und Grübeln über alles Belastende.
Manche schmerzhaften Dinge müssen, bevor man sie "sortieren" kann, aber erst freigelegt werden. Am besten geht das in psychologischer Betreuung. Insofern bist du gerade genau am richtigen Ort.
Von Kompetent hat keiner was gesagt. Aber wenn ich jetzt damit anfange, dann kann ich stundenlang schreiben, meine Einrichtung hat mich zwei mal fast sterben lassen und fährt nicht zu Ärzten (obwohl ich keine weiten Wege laufen kann) und wollte mich auch nicht aus dem Krankenhaus abholen vor paar Tagen und ich wäre dann da nicht weg gekommen, weil kein Taxi zu bekommen war und hätte da noch eine Nacht übernachten müssen, obwohl es mir total schlecht dort ging (konnte da ganz schlecht schlafen, hatte wieder Panikattacken, die ich lange nicht hatte usw.) und wer weiß, ob es am nächsten Tag besser gewesen wäre mit den Taxis. Und das sind nur ein paar Beispiele. Der einzige der kompetent ist, ist mein Ergotherapeut. Und der sagt auch, ja schade, dass ihr Hilfsnetzwerk nichts taugt. Und ich bin schon in der besten Einrichtung, die machen hier nur nichts. Weil sie denken sie helfen einen am besten indem sie einen gar nicht helfen. Was natürlich sehr viel bringt, wenn alles liegen bleibt weil man depressiv im Bett liegt und komplett Handlungsunfähig ist. Deswegen muss mein Freund total oft von seiner Arbeit weg, um mich zum Arzt zu fahren oder mich vor paar Tagen vom Krankenhaus abzuholen, ich wäre da sonst für was weiß ich wie lange nicht weg gekommen. Die machen echt nichts, das ist der Nachteil aber auch gleichzeitig der Vorteil, denn dadurch nerven die mich auch nicht mit irgendeiner Scheiße wie, dass die mich ins Bett schicken oder mich zu Ergotherapie zwingen oder irgendeine andere Scheiße machen, was die wohl in anderen Einrichtungen machen. Aber genug davon.
Und ja du hast Recht es ist ein Riesen Konflikt zwischen meinen Idealen und der Realität. Das Problem an der Geschichte ist, dass es diese Konflikte quasi überall gibt. Es gibt nichts in meinem Leben, das so ist, wie ich es mir gewünscht oder vorgestellt habe, absolut nichts. Keine einzige Sache.
Und ich liebe das zocken, wenn ich zocken kann, dann bin ich total happy und ich habe damit nur eine negative Assoziation und das sind meine Erinnerungen an eine bessere Zeit, wie einfach mein Leben mal war und wie schön. Das kommt aber nur bei manchen Spielen und nur bei alten, die ich halt früher schon gezockt habe als alles noch einigermaßen in Ordnung war. Ansonsten habe ich keine negativen Assoziationen mit Spielen. Und eigentlich ist das ja auch keine negative Assoziation sondern einfach Erinnerungen, die mir dann wie ein Blitzschlag in den Kopf einschlagen und wo ich dann ganz doll weinen muss, weil ich mich halt noch an die gute alte Zeit erinnere, wo mein einziges Problem war, das ich ausgeschlossen wurde und gemobbt wurde. Wo alles noch so einfach war und wo ich noch voller Hoffnung für die Zukunft war und nicht ahnte, was auf mich zukommen würde.
Mein Psychologe will mit mir nichts aufarbeiten, der will das ich im hier und jetzt was ändere. Ist vielleicht auch nicht der richtige. Ich bräuchte eigentlich jemanden, der meine Vergangenheit mit mir aufarbeitet und mir hilft sie zu verarbeiten. Aber dafür habe ich keinen. Und da meine Einrichtung wie gesagt nichts macht und mich 8 Jahre in meinem Bett vor mich hinvegetieren lassen hat und währenddessen sich zum Beispiel nicht darum gekümmert hat, dass ich einen Psychologen bekomme, obwohl im Krankenhaus gesagt wurde, dass ich dringend einen bräuchte, habe ich erst jetzt einen, wo ich selbst die Kraft gefunden habe, mir einen zu suchen. Ich war erst 3 mal bei dem.
Ich kämpfe und gebe mir Mühe, bin aber oft Handlungsunfähig und bekomme da keine Hilfe. Von niemanden. Obwohl ich ein Hilfsnetzwerk um mich herum habe, das halt eben leider nichts taugt.
Und ich selbst habe es nicht geschafft eine Strategie zu entwickeln, meine Probleme zu sortieren oder sie in Schubladen zu stecken, das einzige was ich tun kann, ist das ganze zu ertragen und durchzuhalten, bis es dann irgendwann von alleine besser wird. Das sind leider sehr lange Zeiträume immer. Wo ich oft an den Tod denke und all meine Willenskraft aufbringen muss um dem keine Taten folgen zu lassen.
Zu deinen Erfahrungen kann ich nur sagen, Respekt, wie du damit umgehst. Das kann nicht jeder. Und freut mich, dass du die Musik wieder hören kannst.
Mir würde es schon reichen wenn ich einfach nicht 95% meines Lebens Handlungsunfähig wäre, alles andere krieg ich irgendwie hin. Aber zum Glück habe ich mein Handy am Bett, dann kann ich immerhin mit euch schreiben und das lenkt mich etwas ab und bewahrt mich davor komplett verrückt zu werden vor lauter Langeweile. Weil ich schlaf natürlich nicht 5 Wochen am Stück, nur weil ich nicht ausem Bett aufstehen kann. Ich liege dann da und habe jede Menge Zeit an all den Mist zu denken, der mich belastet. Meine einzige Ablenkung und Draht zur Außenwelt ist dann mein Handy...
So Leute, mir ging es vorhin wirklich super duper gut, aber langsam zieht mich das ganze Thema doch runter und ich merke wie ich abstürze, weil wenn ich darüber schreibe, denke ich natürlich darüber nach und die ganzen Erinnerungen kommen wieder hoch, es geht mir nicht mehr so gut und ich möchte das Thema jetzt vorerst gerne beenden. Wäre super wenn wir auf leichtherzigere Themen umschwenken könnten. Wir können gerne ein anderes Mal darüber weiterreden wenn ich mich ein bisschen erholt habe. Ich möchte jetzt erstmal fröhlich sein und Weihnachten genießen und hoffe den Absturz jetzt noch irgendwie abfangen zu können. Ich weiß, ich habe selbst mit dem Thema angefangen, aber jetzt muss ich damit aufhören aus Selbstschutz. Ich danke euch für eure Gedanken, Worte und Zuspruch, wenn euch noch irgendwas auf der Seele brennt, dann schreibt mir gerne eine Private Nachricht, ich antworte euch dann gerne noch darauf aber ich muss jetzt hier das Thema erstmal beenden, weil es einfach gerade zu viel für mich wird. Vielen Dank für euer Verständnis.