DLC-Test zu Mario Kart 8 Deluxe - Booster-Streckenpass: Welle 4 - Nintendo Switch
Mit Vollgas ins zweite Jahr
Mit der vierten Welle sind wir offiziell im zweiten Jahr des Mario Kart 8 Deluxe – Booster-Streckenpasses angekommen. Seit Anfang März stehen zwei weitere Cups im Nintendo Switch-Dauerrenner bereit, welche mal wieder mit einer Wundertüte an abwechslungsreichen Strecken aufwarten. Beginnend mit dieser Welle dürfen wir uns außerdem über einige zurückkehrende Fahrer freuen. So klemmt sich ab sofort auch wieder Birdo hinters Lenkrad. Im Stil vorangeganener Besprechungen wollen wir die neu hinzugefügten Inhalte in diesem Testbericht genauer unter die Lupe nehmen und bewerten. Los gehts im Frucht-Cup!
Den Anfang macht die Ausfahrt Amsterdam aus Mario Kart Tour. Wie alle Stadtstrecken, welche aus dem mobilen Ableger für das Konsolenspiel adaptiert werden, setzt auch diese hier auf einen sich verändernden Kursverlauf. Mal geht es zwischen Windmühlen auf Feldwege, die an die Kuhmuh-Farm erinnern, mal taucht ihr in das kühle Nass der Kanäle von Amsterdam. Dankenswert ist der vergleichsweise hohe Anteil an Unterwasserpassagen, welche Abwechslung in diesen City-Kurs bringen und ihn von anderen abheben lässt. Gut gefallen haben mir außerdem die kleinen Details wie die Ampeln, welche unverkennbar niederländisch sind. Zum Rennende hin zwischen den riesigen Tulpenfeldern zu fahren, ist – wenn auch recht klischeebehaftet – schön anzusehen.
Mit dem Booster-Streckenpass hat Nintendo ein Faible dafür entwickelt, manchen Strecken aus Mario Kart: Super Circuit einen ganz neuen Anstrich zu verpassen. Stellvertretend dafür steht in dieser Welle der Flussufer-Park (ursprünglich Riverside Park). Die Piste hat hierbei nicht nur an Vertikalität gewonnen, sondern präsentiert sich zudem schicker denn je. Die Dschungel-Szenerie kommt super zur Geltung und wird von einem stimmigen Soundtrack und einer Atmosphäre schaffenden Geräuschkulisse untermalt. Gimmick der Strecke sind die umherlaufenden Flora-Morgenstern-Gegner. Anstelle ihrer metallenen Stachelkugel blasen die Piranha-Pflanzen auf zwei Beinen nun Items wie Pilze oder Bananen in die Luft. Werden sie getroffen, lassen sie die Items fallen.
Ohne sie wäre der Booster-Streckenpass nicht komplett: Die DK Skikane zählt zu den ikonischsten Strecken des Wii-Ablegers und feiert nach 15 Jahren endlich ihr Comeback in der Hauptserie. Neben dem coolen Soundtrack besticht die Ski-Piste vor allem durch ihre exzessive Nutzung der Half-Pipes, welche repräsentativ für den Extremsport-Charakter von Mario Kart Wii sind. Die moderne Umsetzung ist erstaunlich nah am Original. Sogar so sehr, dass alte Tricks wie die legendäre Abkürzung über die Schlucht weiterhin funktionieren – und wegen der neuen Physik sogar besser als früher. Strecken wie diese zeigen einen Wandel innerhalb des Booster-Streckenpass: Wo früher unsichtbare Wände und Streckengrenzen aufgehalten hätten, erlaubt Nintendo nun mehr Freiraum.
Frisch aus einem Yoshi-Ei geschlüpft ist die brandneue Yoshis Eiland-Strecke, welche den idealen Abschluss für den Frucht-Cup darstellt. Der Kursverlauf führt einmal durch alle Facetten der Yoshi-Insel – von den knallig bunten Feldern über eine Burg bis hin zu den Wolken hoch oben. Das Sound-Design wird dabei auf gleiche Weise gehandhabt wie bei anderen Crossover aus der Vergangenheit. Ihr bekommt hier also nicht nur ein grandioses Arrangement vom kultigen Athletic Theme aus Yoshi's Island, sondern auch noch eine dazu passende musikalische Untermalung von Rennstart und Ergebnisbildschirm. Beim Einsammeln von Münzen ertönt sogar der vertraute Sound aus dem SNES-Klassiker. Das macht den Liebesbrief an das Yoshi-Franchise zu einer der hochwertigsten DLC-Strecken bisher.
Damit geht es zum Bumerang-Cup, wo euch mit Bangkok-Abendrot die nächste Stadtstrecke aus Mario Kart Tour erwartet. Diese kann mit ihrem erstaunlich diversen Kursverlauf überzeugen, welcher über eine Wasserstraße, verschiedene Märkte und sogar durch ein Parkhaus führt und sich jede Runde verändert. Auf kreativer Ebene nimmt dies für mich fast schon Züge eines Custom-Tracks an, was als Lob zu verstehen ist. Positiv sticht außerdem hervor, dass euch immer wieder verschiedene Wege angeboten werden und man es bei der Streckenbegrenzung nicht so eng sieht, sodass einige Ecken abgekürzt werden dürfen. Auf diese Weise macht die thailändische Hauptstadt einen offenen Eindruck und lädt dazu ein, trickreich zu fahren, wie zuvor bei der DK Skikane gelobt wurde.
Bei der Frage, welche Strecke aus Mario Kart DS als nächstes neu aufgelegt werden sollte, hätten wohl nur die wenigsten Marios Piste von 2005 vorgeschlagen – und doch hat sich Nintendo genau dafür entschieden. Es ist gewiss nicht die aufregendste Wahl, aber das macht die Strecke mit ganz viel Charme in ihrer Umsetzung wett. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass dieser Kurs so viel „Marios Piste-DNA“ hat wie keine andere in der Serie. Während der Großteil auf gewöhnlichem Asphalt stattfindet, ist es das Drumherum, was hier richtig toll gelungen ist. Ihr weicht umherwatschelnden Gumbas aus, fahrt zwischen den Feuerbällen von Piranha-Pflanzen und – ganz neu – begegnet einem Wiggler auf der Fahrbahn, sobald er in der dritten Runde aus seinem Nickerchen erwacht.
Dass es vier Wellen gedauert hat, bis uns Nintendo eine Strecke aus Mario Kart: Double Dash!! spendiert, gleicht fast schon einem Skandal. Doch gerade wegen der langen Wartezeit freut es nun umso mehr, über die Schlammhügel der Waluigi-Arena hüpfen zu dürfen. Die Half-Pipes, welche beim Streckenauftritt in Mario Kart Wii hinzugefügt wurden, kehren auch hier zurück und lassen sich sogar mit völlig neuen Anti-Schwerkraft-Passagen kombinieren. Der Schlamm der Waluigi-Arena macht es schwierig, die Kontrolle zu behalten, weshalb ich dankbar dafür bin, auf den Half-Pipes einen Boost mitnehmen zu können, wenn ich mal wieder an den Streckenrand befördert wurde. Schön ist, dass die neue Anordnung der Hindernisse im Mittelteil auch geradezu dazu einlädt.
Aller guten Dinge sind drei und deshalb gibt es in dieser Welle gleich drei City-Kurse aus Mario Kart Tour. Zum Abschluss des Bumerang-Cups zündet die Überholspur Singapur ein regelrechtes Feuerwerk an beeindruckenden Szenerien, während ihr kreuz und quer durch die Stadt geschickt werdet. Erster Halt ist der Infinity Pool auf dem Dachgarten der imposanten Marina Bay Sands-Hoteltürme, die eines der Wahrzeichen von Singapur sind. Nach einem Abstecher zur lokalen Chinatown geht es danach nicht weniger eindrücklich in den Gardens by the Bay weiter, wo der Weg zwischen die Super Trees führt, die im Dunkel der Nacht leuchten. Genau wie Bangkok überzeugt Singapur mit seiner Vielfalt und legt die Messlatte für zukünftige Stadtstrecken besonders hoch.
Abschließend noch einige Worte zum Booster-Streckenpass an sich. Während viele Fans zum Start der Erweiterung vor einem Jahr noch gemischte Gefühle hatten, sieht die Lage mittlerweile doch anders aus. Nintendo scheint in der Zwischenzeit nicht tatenlos rumgesessen zu haben, sondern hat die Kritiken ernstgenommen, weshalb wir mit jeder Welle eine Art von Qualitätssteigerung sehen konnten. Die grobe Modellierung von Umgebungsdetails und die flachen Farben fallen weiterhin negativ auf, werden aber hin und wieder gut retuschiert. Besonders erfreulich ist, dass Nintendo sich endlich gebeugt hat und uns fortan auch eine Reihe an zusätzlichen Fahrern bieten wird. Birdo ist ein klasse Start und ich bin gespannt, wer uns in Zukunft erwarten wird. Bitte, bitte Kamek!