Trinkgeld

  • Hallo liebe Community.
    Gestern wurde in einem Seminar, an dem ich teilgenommen habe, ein sehr interessantes Thema, über das ich mir eigentlich sonst kaum Gedanken mache, kurz angesprochen: Trinkgeld.
    Nun denke ich die ganze Zeit darüber nach. Wie bereits erwähnt, wurde das Thema nur sehr kurz angesprochen. Kein 5 Minuten. Dabei gibt es hier so viel Diskussionsbedarf, denke ich zumindest!


    Also was ist eure Meinung zu Trinkgeld? Gebt ihr Trinkgeld? Wenn ja, wie oft? Immer? Nur wenn die Bedienung arschfreundlich ist? Wie viel Trinkgeld gebt ihr?


    Ich persönlich gehöre zu den Personen, die so gut wie nie Trinkgeld geben. In meiner Jugend war das nicht so. Damals habe ich so gut wie immer ein paar Euro dagelassen. Bis zum schicksalshaften Tag, an dem ein Schulkollege mich gefragt hat "Wieso eigentlich? Ist doch ziemlich dumm."


    Das hat mir die Augen geöffnet. Und seitdem ist meine Brieftasche vor lauter Kleingeld viel schwerer geworden. Doch das ist egal, denn wenn sie zu schwer wird, werfe ich mir das ersparte Geld in meine Centsparkasse.
    Zugegeben, es dauert eine Ewigkeit, bis ich mir durch diese Methode etwas Geld zusammengespart habe. Aber über die Zeit kommt einiges zusammen. Dann kann man sich mal ein Buch oder sogar ein neues Videospiel kaufen, ohne sein "Hauptgeld" anzurühren. Fühlt sich sogar richtig toll, denke ich.
    Ich bereue nichts. Ja, manchmal wirft mir der Kellner einen komischen Blick zu, wenn ich nicht "passt scho" sage. Aber who cares? Ich bezweifle, dass er sich mein Gesicht merkt, wenn ich nicht gerade ein Stammgast bin.
    Und in den Läden, wo ich schon einer bin, gebe ich auch kein Trinkgeld. Verstehe mich mit dem Personal trotzdem gut.


    Mir ist zudem durchaus bewusst, dass in den meisten Lokalen und Restaurants das Trinkgeld miteinberechnet wird. Aber nochmal: Who cares? Das ist nicht mein Problem. Ich, als Student, muss selbst auf mein Geld achten. Wer bin ich, dass ich auf andere achten muss.


    Im gestrigen Seminar konnte ich nur den Kopf schütteln, als die Mehrheit der Meinung war, dass Trinkgeld eine Pflicht ist und Leute, die keines geben, als geizig angesehen werden. Mir selbst wurde sogar gesagt, ich soll nicht in ein Restaurant gehen, wenn ich es mir nicht leisten kann, Trinkgeld zu geben. Auch der Meinung wurde von der Mehrheit zugestimmt.


    Ist ja wirklich schlimm, dass Trinkgeld schon als sowas wie eine gesellschaftliche Norm angesehen wird und einem geraten wird, man soll lieber zuhause bleiben, bevor man keines gibt.


    Als ich dann nach dem Seminar zum Frisör ging, habe ich mich beinahe etwas schlecht gefühlt, als ich dem keines gegeben habe. Aber ernsthaft, wieso sollte ich auch? Auf der Eingangstür wird in dicker fetter Schrift ein "Top-Preis von 13€ für einen Männerhaarschnitt" angeführt. Wenn ich dem Frisör nun einfach so extra zwei Euro geben würde, frage ich mich, wieso ich ausgerechnet zu einem gehe, wo ein billiger Preis angeführt wird. Oder soll ich auch nicht mehr zum Frisör gehen und mir die Haare selbst schneiden, wenn ich zu"geizig" für Trinkgeld bin.


    Eine der Kommilitoninnen, die Trinkgeld für selbstverständlich hielt, hat mir letzte Woche noch erzählt, dass sie auf ihrem Handy nicht einmal What's App nutzen kann und ihr das Geld für ein neues fehlt. Was für ein Schwachsinn, ehrlich. Es gibt richtig billige Smartphones. Ja, mit denen kann nicht viel angestellt werden, aber zumindest funktioniert What's App darauf. Mal angenommen, die werte Dame hätte mal ein Jahr auf die Tringeldgeberei verzichtet, hätte sie sich sicher auf ein neues Smartphone kaufen können.


    Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass es mir persönlich egal ist, ob jemand Trinkgeld oder nicht. Fuck, ich war selbst schon mal Barista und habe nicht die Leute verurteilt, die mir kein Trinkgeld gaben. Das empfand ich sogar als relativ angenehm.
    Aber bitte, niemand sollte verurteilt werden, wenn er/sie kein Trinkgeld übrig hat. Ich meine, ihr wisst wortwörtlich gar nichts über diese Person. Vielleicht hat sie gerade nicht zu viel Geld zur Verfügung. Vielleicht kann sie mit Geld besser umgehen als ihr selbst? Aber man ist nicht automatisch geizig, wenn man kein Trinkgeld gibt.

  • jo, du bist student und knaberst eh am hunger tod. spar dir die kohle auf, bist du richtiges geld verdienst, und dann fang einfach wieder an trinkgeld zu geben.


    denn nicht jeder hat es so gut wie du oder ich.

    Einmal editiert, zuletzt von LuTze ()

  • Leider nicht auf deutsch verfügbar, aber wenns um Trinkgeld geht, dann muss ich immer an die Tipping Szene in Reservoir Dogs denken:

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  • Kann deine Position nachvollziehen und befürworten, wenngleich ich die egozentrische Perspektive dabei minimieren würde sondern das sachlicher und objektiver beleuchten würde.


    An sich werden Preise nicht grundlos ausgeschrieben, warum auch nicht einfach an diese halten? Ich käme selbst nie auf die Idee meiner Frisörin Trinkgeld zu geben (wobei es mir da eh schon zu teuer ist).
    Im Restaurant sehe ich diesen gesellschaftlichen Zwang auch kritisch: Nur weil andere es als Pflicht und Gesetzmäßigkeit erachten, heißt es nicht, dass es auch so ist. Ich bin der Ansicht, dass die Preise auf der Karte nicht nur das Essen kalkuliert, sondern auch die ganzen anderen Kosten deckt. Ein Lokal, dass extra niedrig kalkuliert und Trinkgeld erwartet, sollte den Fehler bei sich suchen.


    Was auch störend sein kann: Nur weil es kein Trinkgeld gibt, heißt es nicht, dass ich den Service schlecht fand. Ich zahle nur für das, was ich bekommen habe.

  • Ich geb eigentlich fast immer Trinkgeld, da ich eigentlich fast immer sehr nett bedient werde :)


    Ich bin aber auch kein Student mehr und bin in der glücklichen Lage, dass es mir finanziell ganz gut geht.


    Warum ich das mache ? Nach meinem Wissen sind viele Jobs, bei denen Trinkgeld üblich ist, schlecht bezahlt trotz harter Arbeit.

    Vergleiche dein Kapitel 5 mit niemandes Kapitel 20.
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  • Ich gebe quasi nie Trinkgeld und finde, dass die Bezahlung des Jobs eine Sache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist. Da meine Eltern Trinkgeld geben, habe ich das zunächst auch so gehandhabt, bin aber recht bald davon abgerückt, weil ich es für mich selber nicht rechtfertigen kann.


    Der Trinkgeldempfänger/Serviceerbringer sollte

    • nicht das unternehmerische Risiko tragen, also bei weniger Gästen nicht weniger verdienen (das obliegt dem Arbeitgeber/Unternehmer)
    • nicht von der "Spendabilität" der Gäste abhängig sein
    • eine verlässliche und planbare Einnahmequelle haben
    • schlussendlich sein Einkommen auch regulär versteuern

    Einmal editiert, zuletzt von simply mod ()

  • Ich gebe meistens schon Trinkgeld, kommt aber auch darauf an, wo ich bin und wie sich die jeweilige Person mir gegenüber verhält. Beim Frisör gebe ich grundsätzlich Trinkgeld, weil der Job einfach beschissen bezahlt wird und meine Frisöre extrem freundlich sind. Gleiches bei Taxifahrern, die oft sowieso schon zu beschissenen Zeitpunkten unterwegs sein müssen und meist nur 1ct überm Mindestlohn bekommen, damit das Unternehmen behaupten kann, mehr als Mindestlohn zu zahlen.


    Gebe dann immer zwischen 1 und 4 Euro, so dass es dann ein runder Betrag ist, bei 22€ geb ich zB 25€.


    Verurteilen würde ich aber keinen, der kein Trinkgeld gibt. Man kann den Leuten ja nicht in den Kopf schauen. Sicherlich gibt es auch Leute, die aus Geiz nichts geben, ist aber auch deren gutes Recht.


    Bei soner Diskussion ist man dann auch schnell wieder beim unsäglichen Thema Altruismus. Ich tu anderen gern was Gutes, auch wenn es nur ein Euro ist (der für sich alleine keinen allzu großen Wert hat). Und dadurch fühlt man sich auch selbst besser ^^

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