Willkommen bei der ultimativen Street Fighter II-Show, bei der alles möglich ist!
30 Jahre Street Fighter und Capcom bringt für die noch taufrische Nintendo Switch eine exklusive Version auf den Markt. So wird ULTRA STREET FIGHTER II: The Final Challengers am 26.05.2017 im Handel erscheinen und zum wiederholten Male die altehrwürdige Rentner-Truppe rund um Ryu und Ken von den toten auferstehen lassen. Laut Capcom soll das klassische Kampfspektakel, das in den 90er Jahren Videospiel-Geschichte geschrieben hat, auf der Nintendo Switch ein fantastisches Comeback in neuer Gestalt feiern. Auf den ersten Blick mag das auch so sein, wir haben den Titel allerdings in den letzten Tagen in unser turmeigenes Trainingslager geschickt und ordentlich zum Schwitzen gebracht.
Natürlich knüpft auch „ULTRA STREET FIGHTER II: The Final Challengers“ an die Ursprünge der Kultserie an und lässt das Gameplay weitgehend unberührt. Schließlich möchte man dem mehr als ausgereiften Mechanismus nicht zerstören. So kloppt ihr euch immer noch in klassischer Beat 'em up-Manier die Birne weich. Und auch immer noch ertönt das weltbekannte „Hadouken“ durch die Lautsprecher. Doch dank der ausgeklügelten Hardware der Nintendo Switch ermöglichen sich viele neue Spielsituationen. Man hat fast das Gefühl, es gäbe keine Grenzen der Vielfalt. Ihr zockt am Fernseher alleine mit Pro Controller, oder zwei Spieler schnappen sich die Joy-Con im Tablet-Modus, oder ihr kämpft gemeinsam gegen einen CPU-Gegner. Oder ihr nehmt die Konsole einfach mit und spielt im Park. Ihr könnt beispielsweise sogar einfach die CPU gegen sich selbst spielen lassen und zuschauen. Mir persönlich hat die Steuerung mit dem Pro Controller am besten gefallen, da man hier ein richtiges Digital-Steuerkreuz hat. Die üblichen Control-Sticks sind für das Spiel einfach nicht optimal.
Für blutige Anfänger kann man übrigens auch noch die „Lite-Steuerung“ nutzen. Hier hat man die Möglichkeit per Touchscreen ganz simpel die sonst komplexeren Special Moves automatisiert auszuführen. In den Pressetexten von Nintendo und Capcom wird zudem auch noch die HD-Vibration merklich hervorgehoben. So soll man den „Hadouken“ förmlich im Controller spüren. Meine persönliche Begeisterung hielt sich hier in Grenzen. Vielleicht bin ich zu unsensibel, aber für mich vibriert der Controller einfach. Viel cooler hätte ich es gefunden, wenn man die HD-Vibration taktisch verwendet hätte. Beispielsweise als Warnung, kurz bevor ein Special Move des Gegners auf einen zu rauscht.
Was manchmal ebenfalls negativ auffällt, ist die inkonsistente Steuerung in den Menüs. So kann man beispielsweise seinen Highscore-Namen nur per digitalem Steuerkreuz eingeben oder nur mit L und R im ArtBook blättern. Auch fallen hier und da Fehler in der deutschen Übersetzung auf. Diese Kleinigkeiten werden sicherlich mit dem Patch zum Erscheinungstag optimiert.
"Der Weg des Hado" muss nicht unbedingt sein. Street Fighter II braucht keine Mini-Spiel Highscore-Jagd mit Fuchtelsteuerung.
Die Vielfältigkeit der Switch wird dann auch noch mit den zahlreichen Modi kreuz und quer kombiniert. Im Arcade-Modus besiegt ihr zwölf Street Fighter, um World Warrior Champion zu werden. Der „Kumpelkampf“-Modus, der übrigens mir am meisten Spaß gemacht hat, erlaubt es zwei Spielern gleichzeitig die CPU in den Schwitzkasten zu nehmen. Besonders die daraus entstehenden Zwei-Spieler-Combos sind eine schöne Teambuilding-Herausforderung. Wer keinen Freund oder Freundin zur Hand hat, darf auch online in den Ring zu steigen. Leider war diese Funktion in unserer Testversion noch deaktiviert. Deshalb konnten wir dies zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht testen. Sehr schade, da der Onlinekampf für mich das wichtigste Feature wäre.
Was mir ehrlich gesagt gar nicht gefallen hat, ist der völlig neue Modus „Der Weg des Hado“. Klingt mystisch, sieht dank 3D-Engine ganz gut aus und wirkt dank Bewegungsteuerung auf den ersten Blick recht innovativ. Doch die Realität sieht hier leider völlig anders aus. Man „kämpft“ aus der Ich-Perspektive und erfuchtelt mit den Joy-Con in alter Wii-Manier ein paar Special Moves gegen die Zeit, sofern eure Moves auch erkannt werden. Zwei, drei Minuten macht das hektische Abenteuer ein wenig Spaß, doch das Spielprinzip ist auf Grund der Monotonie ein sehr langweiliges Unterfangen. Muskelbepackte Highscore-Jäger haben hier vielleicht Fun, ich habe mich währenddessen die ganze Zeit wieder nach meinem Pro Controller gesehnt.
Für alle Modi gibt es natürlich noch ein breit ausgebautes Trainingsangebot, in dem ihr eure Moves und Taktiken üben könnt.
Mein persönliches Highlight ist allerdings die aufpolierte HD-Optik, die frischer daherkommt, ohne den Geist der Serie niederzuschlagen. Die ganze Optik erinnert stark an den HD-Remix für die Playstation 3 und Xbox 360 aus dem Jahre 2008. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sogar von einem optischen 1:1-Port reden. Allerdings hat man die gesamte GUI (Grafische Benutzeroberfläche) neuzeitlicher angepasst. Das gleiche gilt auch für den Sound. Alle Effekte und Arrangements hat man etwas aufgefrischt. Wem das alles nicht gefällt, kann im sehr opulenten Einstellungsmenü die Original-Version wiederbeleben und die altehrwürdige 4:3 16-Bit Optik genießen.
Die komplette Street Fighter II-Riege ist natürlich mit an Bord. Alle alten Hasen wie Ryu, Ken, M. Bison, Blanka, Guile oder Chun Li kämpfen also erneut um den Titel. Allerdings sind es dieses Mal nicht 17 Charaktere, sondern 19. Denn zwei „neue“ Abwandlungen von Ryu und Ken sind mit der von der Partie. Hierbei handelt es sich jeweils um eine „Violent“-Variante, die einen etwas schnelleren und aggressiveren Kampfstil an den Tag legen. Über einen komplett neuen Fighter hätte ich mich allerdings mehr gefreut. Sofern einem nicht die bisherigen Farbvarianten gefallen, hat im Farb-Editor die Möglichkeit, alle Charaktere neu einzufärben und abzuspeichern. Besonders im Onlinemodus kann man so besonders herausstechen und mit einer ausgefallenen Optik glänzen.
Für langjährige Core-Fans der Serie hat Capcom auch noch ein digitales Artbook auf die Cardridge gepackt. 1400 hochauflösenden Bilder und über 250 Illustrationen aus dem vergriffenen Artbook „Street Fighter Artworks: Supremacy“ lassen die Herzen aller Street Fighter-Jünglinge höherschlagen. Eine weitere nette Funktionalität sind die Replays. Hier werden eure größten Erfolge und bittersten Niederlagen festgehalten und gespeichert, um sie immer wieder ansehen zu können.
UPDATE: 26.05.2017
Seit gestern steht nun der Day-One-Patch bereit, der den Online-Modus freigeschaltet hat. Es ist der Bestandteil, auf den ich mich am meisten gefreut habe. Capcom hat diesen Modus mit einem Punkte basierenden Erfolgssystem, einer Online-Rangliste und mit schnellen Fights ohne Wertung, ausgestattet. Nach einigen erfolgreichen Matches, auch gegen meinen Kollegen Dennis, war die Vorfreude doch leider recht schnell verflogen. Denn keines der über 20 Online-Fights war Lag-Frei oder hatte die gleich hohe Framerate wie im lokalen Modus. Manchmal lief es einigermaßen gut, ein anderes Mal war es unspielbar. Ein Totschlag-Kriterium, besonders für Beat 'em ups, die ja gerade vom perfekten Timing leben. Daher entziehen wir dem Titel ganz schnell wieder den Mehrspieler-Hit, auch wenn es lokal einen riesigen Spaß macht. Aber hierfür kann ich auch ein altes Street Fighter herauskramen.
Unser Fazit
6
Überzeugend