Heute fand wieder einmal Nintendos regelmäßiges Investorentreffen statt, bei dem die Unternehmensleitung aktuelle Erfolge, Zahlen und Berichte sowohl veröffentlicht als auch bespricht. Teilnehmer des Treffens war auch Takashi Mochizuki, der als Reporter für das Wall Street Journal tätig ist. Aus seiner Feder stammt ein frisch veröffentlichter Artikel zu Nintendos zukünftigem Kurs als auch zu den Reaktionen auf die Ankündigungen. Wir haben die wichtigsten Informationen für euch zusammengefasst.
Im gerade abgeschlossenen Quartal konnte Nintendo 9,4 Millionen Nintendo Switch-Einheiten absetzen. Insgesamt kommt man damit auf 32,2 Millionen Einheiten seit der Markteinführung. Mochizuki sagt, Nintendo habe damit ein Momentum erlangt, welches der eigenen Wii-Konsole oder Sonys PlayStation 4 ebenbürtig ist. Nintendo-Präsident Shuntaro Furukawa ist der Ansicht, der Erfolg lasse sich auf schnelle Hardware-Verkäufe sowie außergewöhnlich viele Software-Käufe seitens der Spieler zurückführen. Nintendo Switch-Besitzer kaufen scheinbar mehr Spiele als Besitzer vorheriger Nintendo-Konsolen. Den Verlauf kann man auch anhand folgender Grafik ablesen.
Trotz dieser beachtlichen Leistungen senkte Nintendo im Zuge des aktuellen Finanzberichts seine Nintendo Switch-Prognosen. Statt 20 Millionen, peilt man in Kyoto nur noch 17 Millionen verkaufte Konsolen vom 1. April 2018 bis zum 31. März 2019 an. Warum, fragen sich an dieser Stelle viele Industriekenner. Herr Furukawa erklärt, dass man in den Monaten April bis September 2018 zu wenige Neuerscheinungen bieten konnte, um ein starkes Momentum aufrechtzuerhalten. Ein weiterer Erklärungsansatz kommt von Analysten, welche die enttäuschenden Verkäufe der Nintendo Labo-Produktlinie bemängeln. Die 20 Millionen wurden von Investoren und Analysten nie als leichtes Ziel aufgefasst, dennoch war die Überraschung groß, dass man die Prognose senkte – und zugleich keine Änderungen an den zu erwartenden Einnahmen vornahm.
Nintendos neueste Angaben werden als "sehr konservativ" und "unrealistisch" eingestuft. Das Unternehmen gab an, für das laufende Fiskaljahr einen Nettoumsatz von 1,2 Milliarden Yen sowie ein Betriebseinkommen von 225 Millionen Yen erwirtschaften zu wollen. Zum aktuellen Zeitpunkt hat Nintendo aber bereits einen Nettoumsatz von 997 Millionen Yen sowie ein Betriebseinkommen von 220 Millionen Yen eingefahren. Nintendo befinde sich so nah am angepeilten Ziel, dass es für Analysten abwegig erscheint, dieses nicht höher zu setzen als zuvor.
Manche behaupten, Nintendo sei sich über die eigene Zugkraft von Hit-Spielen nicht bewusst. Es sei ihnen unverständlich, was Nintendo damit aussagen wolle. Manche interpretieren Nintendos nicht veränderte finanzielle Ziele als Signal, dass Nintendo mit einem weniger erfolgreichen Jahr 2019 rechne. Dies spricht aber gegen Aussagen von Herrn Furukawa, welcher sich äußerst optimistisch äußert und für die Nintendo Switch viel Luft nach oben sieht. Es ist damit zu rechnen, dass die baldige Fragerunde mit Investoren tiefere Einsichten in Nintendos Vorgehensweise gewähren wird.
Auch Dr. Serkan Toto, bekannter Branchenspezialist und Experte für den asiatischen Videospielraum, hinterfragt Nintendos Ziele durch eine handvoll Twitter-Beiträge. Besonders weist er darauf hin, dass Nintendo den Investoren weismachen möchte, dass man im Vergleich zum selben Zeitraum des letzten Jahres weniger Hard- und Software verkaufen wird, obwohl namhafte Spiele wie New Super Mario Bros. U Deluxe und Yoshi's Crafted World für die Konsole verfügbar sein werden. Die Strategie dahinter scheint wohl eine bewusste Fehleinschätzung seitens Nintendo zu sein, welche zum sicheren Erreichen der zuvor genannten Ziele führt.
Abschließend noch eine Randnotiz: Nintendo wurde während der Besprechung gefragt, ob man etwas an seiner Informationspolitik geändert habe. Es soll auffällig gewesen sein, dass neue Informationen in (jüngster) Vergangenheit nur durch Tweets geteilt wurden, anstatt in einer Nintendo Direct-Präsentation vorgestellt zu werden. Daraufhin versicherte man, dass sich nichts an Nintendos Informationspolitik geändert habe und dieser Eindruck nur entstanden sei, da die letzte Nintendo Direct-Präsentation bereits einige Zeit her ist.
Was meint ihr? Ein cleverer Schachzug von Nintendo?
Quelle: Wall Street Journal, Twitter (Takashi Mochizuki), (Dr. Serkan Toto)