Hallo Leserinnen und Leser! In den Blickwinkel-Artikeln hier auf ntower erhalten Mitglieder der Redaktion die Möglichkeit, einmal ganz persönlich über aktuelle, kontroverse und heiß diskutierte Themen aus der Videospielwelt zu sprechen. Die Autoren vertreten dabei ihre ganz eigene Meinung, die nicht die Ansichten des gesamten Teams widerspiegelt. In diesem Blickwinkel-Artikel widmet sich Ilja Rodstein dem nahenden Nintendo Switch Online-Service, der in der zweiten September-Hälfte starten soll.
Nintendo Switch Online ist auf dem Weg und wird spätestens Ende September eine kostenpflichtige Sperre vor die meisten Online-Spiele legen. Wer den Betrag von etwa 20 Euro im Jahr zahlt, der kann nicht nur alle Spiele online spielen, die er zuvor im Testzeitraum gratis spielen konnte, sondern genießt einige zusätzliche Vorteile wie Cloud-Speicherung oder kann endlich NES-Spiele auf seiner Nintendo Switch spielen. Glaubt man der aktuellen Gerüchteküche, könnte die Cloud-Speicherung sehr sinnvoll werden und euch erlauben, euren Spielstand auf die Nintendo Switch eures Freundes zu laden. Diese Funktion ist aber leider auch das Einzige, was mir an diesem Service gefällt.
Der Kern des Dienstes ist der Online-Service, was auch im Namen Nintendo Switch Online betont wird. Doch was bringen gute Online-Server wenn die First Party-Titel über eine Peer-to-Peer Verbindung laufen? Das bedeutet, dass eure Onlinepartien nicht von Servern gehostet werden, sondern eure Konsole auf direktem Wege mit jeder anderen Konsole kommuniziert und von dort eine Antwort erwartet. Bei Splatoon 2 kommuniziert damit jede Konsole mit den sieben anderen Konsolen in einer Partie, somit sind es rechnerisch 56 Datenaustausche, die bei einer ganz normalen Partie Splatoon 2 erfolgen. Würde die Verbindung über einen Server laufen, würde die Zahl auf 8 herunter reguliert werden, da sich einfach jede Konsole mit dem Server verbindet und der Server die Datenvermittlung übernimmt. Somit ist es auch kein Wunder, dass dort die Verbindungen meistens nicht gescheit laufen. Aus meiner Erfahrung mit der Call of Duty-Reihe kann ich sagen, dass bei Servern die Spieler bestraft werden, die eine schlechte Verbindung haben, bei einem Peer-to-Peer-Netzwerk werden eher die bestraft, die eine gute Leitung haben. Etwas unfair, oder? Dennoch macht dies bei Spielen in denen zwei Spieler gegeneinander spielen weniger Sinn auf Server zu setzen. Auch ein guter Netzcode ist entscheidend und dieser ist nicht in jedem Nintendo-Spiel gegeben.
Nintendo wird niemals alte Spiele mit Servern ausstatten, doch warum sollten sie es bei neuen Titeln tun? Wir hatten eine etwa eineinhalbjährige Testphase und in dieser hat Nintendo kein einziges Mal Server in ihre Spiele implementiert. Es ist selbstverständlich ein Unterschied, ob die Spiele kompetitiv sind oder nicht. So stört es mich beispielsweise weniger, dass Mario Kart 8 Deluxe über eine Peer-to-Peer-Verbindung läuft, denn bei Verbindungsproblemen kann die Partie trotzdem weiterlaufen, doch bei Splatoon 2 sind Server besonders wichtig. Meine Hoffnung ist es, dass wenigstens Super Smash Bros. Ultimate auf einen guten Netzcode setzen wird, bei dem sich die Mehrkosten auszahlen werden.
Nintendo hätte längst etwas in diese Richtung ankündigen können, doch wenn es nichts Gutes anzukündigen gibt, lässt man es so lange offen, bis es rausgebracht wird. Dies ist die Strategie, die Nintendo gerade fährt und sie hätten schon längst etwas Positives ankündigen können, um dem aktuellen Shitstorm entgegen zu kommen. Nintendo weiß, dass viele Konsolenbesitzer nicht an der Zahlung vorbeikommen werden und sie versuchen damit einige Gewinne mitzunehmen. Immerhin kostet der Service nicht 50 oder 60 Euro wie bei der Konkurrenz und tut im Portemonnaie nicht ganz so weh. Trotzdem bin ich sehr unzufrieden damit und sehe keinen Zweck bei diesem Dienst.
Warum ist man meistens fünf Jahre hinterher und schaut nicht mit einem Blick auf die Konkurrenz, bei der man für den höheren Preis nicht nur perfekte Server erhält, sondern auch oftmals Blockbuster als Gratisspiele. Den Voice-Chat hätte Nintendo mit einem Klinkenstecker im Nintendo Switch Pro Controller integrieren können, ähnlich wie es bei der Konkurrenz der Fall ist. Alternativ kann auch softwareseitig eine Unterstützung für Bluetooth-Kopfhörer gegeben werden, denn die Nintendo Switch ist mit der aktuellsten Bluetooth-Technologie ausgestattet. Man sollte dem Spieler die Entscheidung so leicht wie möglich machen und ihn nicht alternativlos an sein Smart-Gerät zwingen.
NES-Spiele? Warum führt Nintendo nicht einfach die erfolgreiche Virtual Console wieder ein, es ist ja auch kein Wunder, dass Arcade Archives: VS. Super Mario Bros. immer noch weit oben in den Nintendo eShop-Charts ist, denn eine andere Möglichkeit Retrospiele zu spielen, gibt es derzeit ja nicht. Doch fängt man wieder mit dem NES bei null an, wie bei jeder Konsolengeneration.
Nintendo hat noch viel zu lernen, doch bislang gibt es keine Anzeichen, dass dies in dieser Konsolengeneration noch geschehen wird. Versteht mich nicht falsch, ich liebe die Nintendo Switch, doch beim Thema online vergeht mir da der Spaß und ich hatte mich bewusst gegen Mario Tennis Aces entschieden, weil mich die schwankende Serververbindung davon abgeschreckt hatte. Von der kommenden Nintendo Direct-Präsentation erwarte ich nur einzelne Details und keine Informationen, die den Service besonders lobenswert machen werden.
Wie ist eure Meinung dazu? Werdet ihr euch Nintendo Switch Online kaufen? Gefallen euch dabei einige der Funktionen oder kauft ihr diesen gezwungenermaßen, um Onlinespiele spielen zu können? Schreibt doch was dazu in den Kommentaren!