Wii Sports gilt als eines der bekanntesten Videospiele aller Zeiten, so lag es doch praktisch jeder Wii-Konsole bei. Der Sporttitel diente für Millionen von Menschen als Einführung in die Videospielwelt und erwies sich als ideal, um die anno 2006 neuartige Bewegungssteuerung kennenzulernen. Dazu wäre es aber beinahe nicht gekommen, wie Reggie Fils-Aimé – ehemals Präsident von Nintendo of America – in seinem frisch erschienenen Buch „Disrupting the Game: From the Bronx to the Top of Nintendo“ offengelegt hat.
Demnach habe er sich über mehrere Monate hinweg dafür stark machen müssen, dass Wii Sports zusammen mit der Wii-Konsole verkauft werde. Nach seinem ursprünglichen Vorschlag soll Satoru Iwata – Nintendo-Präsident zu der Zeit – nämlich nicht überzeugt gewesen sein. „Nintendo verschenkt seine kostbaren Inhalte nicht. Wir arbeiten hart, um besondere Erfahrungen zu erschaffen“, habe Iwata entgegnet. Reggie aber sei überzeugt gewesen, dass Wii Sports genau der richtige Titel wäre, um Videospiele mit der Wii-Konsole in den Mainstream zu bringen.
Erste Annäherungsversuche
Später während einer Geschäftsreise nach Kyoto im Juli 2006 sei das Thema erneut aufgekommen. Nach Reggies Vorschlag habe die Nintendo-Führung eingesehen, dass es wichtig wäre, der Wii einen Launch-Titel beizulegen – nicht aber Wii Sports. In einem Meeting habe Shigeru Miyamoto – Mario-Erfinder und Chef von Nintendos gesamter Entwicklungsetage zu der Zeit – stattdessen dann eine frühe Version von Wii Play präsentiert. Auch wenn die Minispiele spaßig gewesen seien, soll Reggie gemahnt haben, es würde sich nicht wie eine vollständige Spielerfahrung anfühlen.
„Ich glaube nicht, dass es die gleiche Wirkung hätte, wenn wir dies anstelle von Wii Sports hinzugeben. Tatsächlich habe ich sogar eine andere Idee. Wie wäre es, wenn wir dies nicht mit der Wii-Konsole bündeln, sondern diese Minispielsammlung nehmen und sie mit einer Wii-Fernbedienung kombinieren, um zusätzliche Käufe des Controllers anzuregen?“, soll Reggie als Reaktion auf den Wii Play-Prototypen gesagt haben. Daraufhin habe es einen Moment des Schweigens gegeben, bis Mike Fukuda – damals einer der führenden Business Developer bei Nintendo – verständigt habe, Reggies Standpunkt zu unterstützen.
In der Höhle des Löwen
An diesem Punkt seien zwei potenzielle Bundle-Ideen in der Schwebe gewesen, doch Miyamoto habe alles andere als fröhlich ausgesehen. „Ihr beide versteht nicht, wie schwierig es ist, Software zu erschaffen, die von Leuten geliebt wird. Dies ist etwas, wofür wir uns immer wieder mächtig ins Zeug legen. Wir geben unsere Software nicht einfach so her“, habe der legendäre Spielentwickler erklärt. Iwata jedoch sei auf den Geschmack gekommen und habe Miyamoto eingeredet, Reggie und Fukuda würden sehr wohl die Arbeit der Entwickler wertschätzen, allerdings die unterschiedlichen Marktumstände berücksichtigen.
Nach diesem Meeting hätte es noch viele weitere Gespräche und jede Menge Überzeungsarbeit gebraucht, bis schließlich auch von Iwata und Miyamoto grünes Licht gegeben wurde, um im Westen sowohl die Wii mit Wii Sports als auch Wii Play mit einer Wii-Fernbedienung anzubieten. Dadurch wurde das Sportspiel zu der weltweiten Sensation, als die wir es heute in Erinnerung haben. Nur in Japan habe man daran festgehalten, Wii Sports alleinstehend zu verkaufen. Hier hat Reggie wohl bewiesen, den richtigen Riecher gehabt zu haben.
Diese Geschichte ist Teil von „Disrupting the Game: From the Bronx to the Top of Nintendo“. In seinem frisch veröffentlichten Buch teilt Reggie Fils-Aimé zahlreiche Erlebnisse aus seiner Karriere, darunter auch allerhand Einblicke in seine Zeit bei Nintendo. Bislang ist nur eine englische Version verfügbar, welche ihr als gebundenes Buch, digital oder als Hörbuch kaufen könnt.
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Könnt ihr euch die Wii ohne beiliegendes Wii Sports vorstellen? Hättet ihr das Sportsspiel in so einem Fall separat erworben oder ganz ausgelassen?